
„Opowiadania bizarne (Bizarre Erzählungen)“ lautet der Originaltitel dieser wahrlich sehr bizarren und faszinierenden Sammlung von insgesamt zehn kurzen Geschichten aus der Feder der polnischen Literaturnobelpreisträgerin des Jahres 2018. Toll.
Olga Tokarczuks wunderschöne, an Metaphern reiche Sprache entführt die Lesenden in sehr unterschiedliche Welten und Zeiten. Manchmal finden wir uns in früher Vergangenheit wieder, dann wieder in einer möglichen Zukunft. Manchmal im Schnee, manchmal in tropischer Hitze. Alle Geschichten gemein ist das bizarre Element, das einen manchmal erst auf der letzten Seite der Erzählung überfällt oder bereits ständig zwischen den Zeilen mitschwingt. Von harmlos bis tödlich reicht der Grad der Bizarrerien, von verstörend bis unterhaltend die Macht der Absonderlichkeiten.
Das schöne dabei ist: Nicht immer – im Grunde selten, mit ein bisschen Fantasie vielleicht auch nie – müssen Erklärungsversuche Zuflucht im Metaphysischen suchen. Psychologie reicht aus, oft auch in Kombination mit naturwissenschaftlich gerade noch Möglichem, gerade noch Vorstellbarem.
Am meisten gebannt und erschreckt hat mich aber jene der zehn Erzählungen, die völlig ohne geheimnisvolles Zutun, ohne verschwörerisches Geraune auskommt, sondern beinhart naturalistisch den Tod eines Professors auf Vortragsreise schildert. „Eine wahre Geschichte“ lautet der Titel dieses sehr glaubhaften Verlaufs einer traurigen Begebenheit. Packend!
Obwohl ich sonst noch kein Werk von Olga Tokarczuk kenne, nehme ich wohl an, dass diese zehn Geschichten ein guter Einstieg in ihr Werk sind. Sie machen Lust auf mehr. Sehr empfehlenswert. Aber nichts für schwache Nerven.