
Das Buch „Der Wert der Geschichte – Zehn Lektionen für die Gegenwart“ von Magnus Brechtken möchte ich hier als sehr lesenswert bezeichnen. Es erhellt und schärft des Lesenden Blick auf viele politische und gesellschaftliche Phänomene der Gegenwart und erklärt ihre historischen Wurzeln. Der Autor vergleicht und bewertet Menschenbilder in Religion und Ideologie, skizziert die Geschichte der weiblichen Emanzipation, beleuchtet verschiedene politische Systeme und konterkariert sie im Hinblick auf deren Tauglichkeit. Auch die Auswirkungen verschiedener Nationalismen im Laufe der Geschichte, die Dynamiken von Krieg und Frieden und schließlich die Mechanismen von Ökonomie und Gesellschaft werden historisch hergeleitet und auf Gegenwart und Zukunft projiziert. Bei all dem wählt der Autor aber eine Sprache, die allgemein verständlich ist. Man muss kein*e Akademiker*in sein, um dieses Buch schätzen zu lernen.
Zudem ist es brandaktuell. Die Anfänge der Corona-Krise und der Aufstieg (und Fall) der AfD werden hier ebenso ausführlich beleuchtet, wie der dreißigjährige Krieg, das bismark’sche Preußen, der Thatcherismus oder der Keynesianismus. Historische Parallelen vieler Art tun sich auf. So manches wir klarer.
Am ehesten ist das Buch wohl vergleichbar mit Steven Pinkers viel umfassenderen Werk „The better angels of our nature“, das ich nochmals allen Menschen aufs wärmste empfehle. Brechtkens Buch ist viel kürzer, viel bescheidener, schlägt aber in dieselbe Kerbe und hat dabei einen starken Fokus auf den deutschen Kulturkreis. Aktueller ist es natürlich auch.
Ein paar ausgewählte Schlussfolgerungen, die am Ende klar zu Tage treten: „Geschichtsvergessenheit macht blind!“ „Ungleichheit zerstört das Fundament des Wohlstands.“ „Wir müssen das Prinzip der repräsentativen Demokratie gegen Populist[*inn*]en und selbsternannte Erlöser[*innen] verteidigen.“
Und zum Schluss: „Für alle, die auf Fakten zählen, die nachprüfbar sind; die Lügen und das Für-dumm-Verkaufen anderer Menschen verabscheuen; die auf ihren Verstand vertrauen und sich darauf verlassen möchten, dass andere das auch tun. Wir haben das Glück, in einem Land zu leben, in dem weiterhin Fakten, Rationalität und ein Gefühl für Anstand und ethische Maßstäbe die überwiegenden Regeln der Politik und des öffentlichen Lebens leiten. In unser aller Interesse müssen wir uns dafür einsetzen, dass die so bleibt.“Bei solchen Worten fühle ich mich doch gleich in meinem kommunalpolitischen Engagement bestärkt und hege die Hoffnung auf lokaler Ebene einen bescheidenen Beitrag pro Rationalität und Anstand zu leisten.
Unbedingt empfehlenswert.