
Circa elf Jahre lang stand es in meinem Regal. Jetzt endlich kam ich dazu, dieses schöne Büchlein mit sechs Erzählungen und Novellen von Thomas Mann zu lesen, u.a. „Der Tod in Venedig“.
Am schönsten fand ich darin aber „Die vertauschten Köpfe“ und „Das Gesetz“. Ersteres – dem Untertitel nach eine indische Legende – zeigt, dass Mann in indischer Mythologie nicht weniger, oder sogar noch mehr bewandt war als Hermann Hesse. „Das Gesetz“ aber ist mit Abstand die amüsanteste und erfrischendste Darstellung der biblischen Exodus-Geschichte, die ich je gelesen habe. Ganz ohne Magie, rein naturalistisch und auf eine feinklingige Art herrlich blasphemisch geht es hier zu. Gar nicht gewusst, dass Mann so ein mutiger Satiriker war. Ich habe mehrmals laut gelacht, so herrlich unbeholfen und komisch (und dabei auch moralisch äußerst fragwürdig) ist die Gestalt des Mose bei Thomas Mann. Ich hatte meine Freude dran.