Happy Birthday, Europe

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Heute vor sechzig Jahren wurde mit der Unterzeichnung der römischen Verträge ein Projekt in die Wege geleitet, dem ich stets und immer noch mit Begeisterung begegnen konnte und kann: das Projekt der Europäischen Vereinigung. Dass ausgerechnet die Staaten des kleinen europäischne Kontinents, die stets so geschichtsprägend, aber auch immerwährend verfeindet waren, die einander in hunderten Kriegen bekämpften, nun in einer Union des Friedens und der Stabilität aufgehen – dies ist ein weltgeschichlich wunderbarer Ereignis.

Wie schön ist es da, dass ausgerechnet jetzt, nach Jahren der Krise, nach Brexit und Stagnation auf allen Ebenen, der Wind allmählich wieder dreht. Ein Frühling zieht auf. Vielleicht sieht man ihn in folgenden Zahlen:

  • Wenn sie über die Mitgliedschaft ihrer Nation in der EU abstimmen dürften, würden sich derzeit 70% aller EU-Bürger*innen für die Union entscheiden (vor einem Jahr waren es nur 65%)
  • 66 % aller EU-Bürger*innen geben an , dass Freund*innen und Kolleg*innen positiv über die Union sprächen (vor dem Brexit waren es nur 47%)
  • 61% der Deutschen halten viel oder sehr viel von der EU (Umfrage im Auftrag des Deutschen Bankenverbandes) – vor neun Jahren waren es nur 51%
  • 63% der EU-Bürger*innen denken, dass sich der Euro bewährt hat
  • Nach langer Krise wächst in allen Mitgliedsländern der EU die Wirtschaft wieder, die Staatsdefizite sinken, die Arbeitslosenquote auch
  • Nach Erhebungen der OECD gehören Spanien, Griechenland, Portugal und Irland zu den weltweiten Spitzenreitern im Umsetzen von wirtschaftlichen Reformen

(Quelle: Die ZEIT)

Fast scheint es, als würde Europa im Angesicht von Brexit, Trump und Erdogan wieder zu sicher selbst finden, wieder mehr Selbstbewusstsein erlangen. Auch politisch gibt es immer mehr Anzeichen für eine Revitalisierung des Europäischen Gedankens.

  • in den Niederlanden haben proeuropäische Parteien die Wahlen klar gewonnen. Vor allem junge Menschen stellten sich dort dediziert gegen Wilders.
  • in Frankreich zeichnet sich ein klarer Sieg vom Emmanuel Macron ab, einem dediziert proeuropäischen Kandidaten, der die Wände der Hallen seiner Wahlveranstaltungen mit EU-Flaggen behängen lässt (laut neusten Umfragen könnte er sogar im ersten Wahlgang schon vor Le Pen liegen.)
  • in Deutschland zeichnet sich durch das Wiedererstarken der SPD ein Kopf-an-Kopf rennen zweier dediziert proeuropäischer Parteien ab
  • in Rumänien haben hundertausende proeuropäische Demonstrant*innen ein klares Zeichen gegen Korruption gesetzt und den Rücktritt von Ministern erwirkt
  • vor all diesen Entwicklungen kam aber Östtereich, wo Van der Bellen mit dem Bekenntnis zu europäischer Zusammenarbeit obsiegte

Wer hätte das gedacht? Nacht dem fatalen Jahr 2016 scheint uns 2017 nicht wie von vielen erwartet das Ende des Europäischen Gedankens und die Renationalisierung Europas zu bringen. Der Wind dreht. Europa erwacht. Ich bin sehr zuversichtlich, dass nach den Wahlen in den Niederlanden auch jene in Frankreich und in Deutschland zu einer Stärkung der Europäischen Union führen werden. Und ich blicke frohen Mutes auf meinen Balkon, wo die zwölf Sterne auf blauem Grund im Wind flattern.

Zum Abschluss noch ein Zitat aus dem dieswöchigen Leitartikel der ZEIT, der mich sehr gefreut hat.

„Die glücklichsten Menschen leben in: Europa. Die lebenswertesten Städte liegen in: Europa. Die beste Gesundheitsversorgung gibt es in: Europa. Aus Europa kommen die meisten börsenorientierten Unternehmen und die meisten Olympiasieger. Nur eines fehlte in Europa zuletzt: das Selbstbewusstsein.“

Allmählich aber erwacht auch dieses. Happy Birthday. Bon anniversaire. Schönen, sechzigsten Geburtstag.

And here’s the good old Ludwig van:

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