Nach einem letzten Frühstück am Märchenstrand von Palolem gelangte ich per Bus binnen zwei Stunden in Goas Hauptstadt Panaji.
Dass nach den Höhepunkten der vergangenen Tage (Mysore, Hampi, Palolem) der nächste Ort ein bisschen enttäuschen könnte, war zu erwarten. Panaji bietet portugiesischen Charme. Blauweiße Fließen (die berühmten Azulejos) benennen alte Villen. Die Viertel Sao Tomé, Altinho und Fontainhas sind voll mit bunter, reizvoller Architektur. Manche Häuser sind sehr gepflegt, andere bröckeln allmählich in sich zusammen. Auf einer kleinen Anhöhe im Zentrum der Stadt, steht die fast fünfhundert Jahre alte Kirche mit ihrer strahlend weißen Fassade und den schönen Stufen, die zu ihr empor führen. Witzig wie die Gläubigen vor der verschlossenen Tür auf die Knie fallen und, da sie nicht weiter kommen, eben dort beten. Unweit nördlich der Kirche fließt der breite Fluss Mandovi. Am Ufer leuchten nachts zahlreiche Casinoboote und locken die Besucher. Auch abendliche Schiffsfahrten entlang des Flusses werden geboten.
Alles hier wäre aber so viel schöner und beschaulicher, wenn nur dieser laute, dichte Straßenverkehr nicht wäre. Nirgendwo auf dieser Reise fand ich ihn störender als hier. Sogar der Kirchenchor des abendlichen Freilicht-Gottesdienstes auf den Stufen vor der mit Lichterketten wunderschön erleuchteten Kirche hatte Mühe das unaufhörliche Hupen zu übertönen. Um wieviel beschaulicher hier alles wäre, gäbe es ein paar Fußgängerzonen und ein bisschen Verkehrsberuhigung.
Nach einer nachmittäglichen Erkundungstour, wusste ich nicht so recht, was ich mit dem Abend anfangen sollte. Die River Cruise entlang des Mandovi klang an sich reizvoll, doch das Internet hatte mich vor eineinhalbstündigem Schlangestehen für nicht sonderlich spannende Aussicht auf einem überfüllten Schiff mit mittelmäßigen Entertainment gewarnt. Ich überzeugte mich selbst von der Länge der Schlange. In der Tat war der unbequem Andrang groß. Ich machte kehrt.
Reizvoll wäre sicher auch ein Casino-besuch gewesen. Das Angebot für 3000 Rupien Essen und Getränke so viel man will, Entertainment und Jetons im Wert von 2000 Rupien zu erhalten, klang verführerisch. Ein bisschen Roulette macht immer Spaß. Mit ein bisschen Glück könnte ich meinen 30 Dollar Verlust vom Februar im Venetian in Vegas wettmachen. Allerdings begann das nächtliche Entertainment und der Ansturm der Besucher erst gegen halb zehn und solange wollte ich nicht warten. Es war ein heißer Tag bei etwa 35 Grad gewesen und ich war müde. Zudem hätte ich Schwierigkeiten gehabt, dem Dresscode zu entsprechen.
Ich entschloss mich also für einen ruhigen Abend in meinem gemütlichen Altstadtzimmer. Davor gab’s aber noch ein hervorragendes Abendmahl. Überhaupt war das Essen eines der besten Erlebnisse in Panaji. Goas regionale Küche ist hervorragend. Sowohl das Kingfish-Vindaloo, das ich mittags hatte, sowie das Garnelencurry am Abend schmeckten derart ausgezeichnet, dass man am liebsten gleich wieder Hunger hätte, um nochmal dasselbe zu bestellen. Diese dezenten Tamarind- und Kokosnoten im Curry, das feurige Vindaloo… Welch Gaumenschmaus. Beim Abendessen führte ich noch eine nette Unterhaltung mit zwei US-Amerikanern, von denen einer die letzten vier Jahre in Delhi gelebt hatte. Natürlich hatte er spannende Geschichten auf lager. Der ältere Herr aus Oakland und ich hörten gespannt zu.