Ein schöner, ruhiger Tag in Palolem, an dem ich nichts tat, als gut zu speisen, im Meer zu schwimmen, den Strand entlang nach Süden zu spazieren und auf Liegen und Felsen in der Mahabharata zu lesen. Der Krieg zwischen Pandavas und Kauravas hatte nun endlich begonnen. Tag auf Tag gab es Gemetzel. Im zentralen Bhagavad-gita Kapitel, das immer als Kernbotschaft hinduistischen Denkens genannt wird, wird Arjuna von Krishna darüber belehrt, warum der Kampf unvermeidbar sei. Arjunas Folgsamkeit ist eine Niederlage jeglichen kritischen Denkens, denn Krishnas Ausführungen (, die ich auch schon aus anderen Übersetzungen kannte,) sind einfach nur abzulehnen. Man kann bei jedem zweiten Satz nur den Kopf schütteln und laut „Nein“ sagen.
Wie kann man wissen, was das rechte Handeln ist? Ganz einfach. Richtig ist immer nur das, was Krishna sagt und Krishna von dir will. Höre also auf zu denken, Arjuna, und folge brav dem weisen Krishna, welcher deinen Wagen lenkt. Dass in der Bhagavad-gita der Hinduismus plötzlich zum Monotheismus wird, indem alle anderen Götter zu Aspekten Krishnas (bzw. Vishnus) degradiert werden ist ein interessanter Punkt. Man merkt, dass das Kapitel eine spätere Ergänzung ist. Denn nimmt man alles darin ernst, macht vieles keinen Sinn mehr. An einer Stelle fordert Krishna sogar, keinen Gott neben ihm selbst anzubete. Und das im Hinduismus! Jedenfalls wird mir Krishna zunehmend unsympathisch. Sehr spannend bleibt aber die Psychologie auf der Verliererseite. In den Kapiteln rund im die Kauravas kommt stets der alte Konflikt zwischen Fatalismus und freiem Willen ans Licht. Spannend.
Abends saß ich noch lange in einem Lokal mit dem schönen Namen „The Found Things“. Man bot Life-Musik und offenes Feuer. Der Mond ging wieder hinter den Palmen auf. Die Sonne versank im Meer. Schön.