Früh morgens um fünf Uhr dreißig holte uns ein freundlicher Guide mit seinem Jeep im Hotel ab. Er erzählte, dass die Trips der letzten beiden Tage in den östlichen Teil des Naturrefugiums recht ergebnislos geblieben waren. Die Tierwelt hielt sich versteckt. Deshalb würde er uns heute in den nördlichen, entlegeneren Abschnitt bringen. Noch bevor wir den Eingang des Wayanad Sanctuarys erreichten, war es soweit. Wir stiegen bei noch spärlichem Licht aus dem Jeep und sahen unweit die Schatten einer ganzen Elefantenherde geisterhaft durch den Dschungel gleiten. Schön.
Die nächsten zwei Stunden zeigten uns viele freche Affen (drei verschiedene Arten), zahlreiche gepunktete Rehe (spotted deer), Rieseneichhörnchen, viele Pfaue und weitere Elefanten. An einer Stelle stand ein großer Elefantenbulle nur wenige Meter von unserem Jeep entfernt. Hier durften wir natürlich nicht aussteigen. An einer anderen Stelle kreuzte eine Elefantenkuh hinter uns die Straße. Tiger sahen wir keinen, wohl aber frische Tigerfußspuren im Sand neben der Straße. Vielleicht sah der Tiger uns. Jedenfalls lohnte sich mein Ausflug ins Wayanad Sanctuary sehr. Nach traditionellem Frühstück (idlis und sambar, what else? ) brachte uns der Guide (dessen Fähigkeit, in den hohen Bäumen Eichhörnchen zu erspähen, unmenschlich gut ist) zu einer Insel im Fluss (Kuruva Island). Eine Fähre setzte uns über. Der Ort war voller wunderschöner Schmetterlinge, beschaulicher Wasserwege, Bambusbrücken und Schildern mit Zitaten zum Thema Umweltschutz. Vor der Fährfahrt muss ein jeder Besucher alle mitgebrachten Plastikverpackungen deklarieren. Für meine Wasserflasche galt es, Pfand zu hinterlegen und hernach, nachdem ich die Flasche noch vorweisen konnte, wieder einzukassieren. Kompliziert, doch scheinbar der einzige Weg den indischen Besuchern das Wegwerfen in der Natur auszutreiben.
Nach gutem Thali führte uns die Tour durch kleine Dörfer und vorbei an Kaffee- und Bananenplantagen. Wir sahen schöne Landschaften, noch mehr Rieseneichhörnchen und eine handtellergroße Spinne in ihrem Netz. Python und Kobra – beide hier heimisch – hielten sich verborgen.
Zurück in Kalpetta wartete ich eine mühselige Stunde lang an der Straße auf einen Bus nach Mysore. Wieder einmal trugen die meisten Busse keinen lateinischen Schriftzug. Ohne die Hilfe ein paar Einheimischer hätte ich wohl nie den richtigen erwischt. Zugfahren ist ja so viel einfacher.
Wir fuhren in den Spätnachmittag hinein, passierten die Grenze zwischen Kerala und Karnataka und erreichten nach Einbruch der Dunkelheit dann endlich Mysore. Schon vom Bus aus konnte ich einige strahlend leuchtende Kolonialgebäude erspähen. Schnell fand ich ein geeignetes Hotel in zentraler Lage und speiste wenig später im hervorragenden Parklane Hotel, wo es zur Abwechslung wieder einmal westliches Essen gab. Auf dem Weg sah man schon das Leuchten des großen Königspalastes, Hauptgrund für viele, Mysore auf ihre Reiseroute zu setzen.
Müde legte ich mich schlafen.