Gefühlt war es eine der kürzesten Zugfahrten meines Lebens. Ich stieg ein, schlief ein, wachte zum Läuten meines Weckers auf und trat fünf Minuten später auf den Bahnsteig hinaus. So schnell vergehen sieben Stunden. Und die Reise ging weiter. Noch befand ich mich an der Küste in Kannur, einem Ort im nördlichen Kerala. Von hier nahm ich nun einen Bus und gelangte in die kühleren, höher gelegenen Gefilde des Wayanad Wildlife Sanctuary. Hier, in der grünen Grenzregion von Kerala, Tamil Nadu und Karnataka hat man die Gelegenheit Elefanten, Tiger und viele andere Tiere in freier Wildbahn zu erspähen. Höchste Erhebung der Gegend ist der Chembra Peak mit seinen 2100 Metern. Leider ist es verboten, ihn zu erklimmen. Ganz in der Nähe liegt der Ort Kalpetta. Hier suchte ich mir ein Hotel und arrangierte gemeinsam mit einem Kanadier und zwei Deutschen eine Jeeptour für den morgigen Tag.
Auf der Fahrt nach Kalpetta waren mir einmal mehr die vielen kommunistischen Wahlplakate aufgefallen. Es gibt wohl wenige Orte mit einer so hohen Dichte an Che Guevara Abbildungen. Man könnte fast meinen, er selbst würde hier für einen Sitz in der Lokalregierung kandidieren. Manche Poster zeigen einen hiesigen Politiker, hinter dessen linker Schulter Che Guevara verwegen in die Welt blickt. Hinter seiner rechten Schulter schwebt nicht minder verwegen das Abbild vom Friedensnobelpreisträgerin Malala Yousafzai. Ich sah auch Poster, die Marx, Lenin, Guevara und Yousafzai zeigen. Was für eine Kombination!
Es gab an diesem Tag nicht mehr viel zu tun. Bei Tee und Zitronensoda (Bier war einmal mehr unauffindbar) plauderte ich mit anderen Reisenden und führte mir dann im gemütlichen Zimmer noch einen Film zu Gemüte.