36 Ilam

Ein ruhiger, schöner Tag. Erholt von der langen Fahrt erwachte ich im schönen Ilam und sog die Aussicht vom Hotel auf die wunderebar grünen Hänge mit tausenden Teebäumchen ein. Beim Frühstück verkostete ich ein erstes Mal die lokale Spezialität, den Ilam-Tee.
Steinerne Stufen führen mitten durch die steilen Teehänge hinauf zu einem modernen Aussichtsturm. Im Osten kann man bis zur indischen Grenze sehen. In alle Richtungen erstreckt sich saftig grünes Hügelland. Auf dem Weg zum Turm begegnete mir auch die Schulklasse aus Gorkha wieder, die ich von Janakpur kannte. Freundliche Leute aus Ilam fragten nach meinen Erlebnissen in Nepal und wann ich denn wiederkäme.
Beeindruckend ist auch, dass das ganze Dorf über ein weitreichendes Gratis-WLAN Netz verfügt. Sogar am Aussichtsturm hat man Empfang. Es gibt hier anscheinend auch ein Verbot von Plastiksackerl und viele Mülleimer. Die Leute müssen zwar noch lernen, sie richtig zu benutzen (der Müll liegt meist darum herum), aber immerhin sind sie da. Strom kommt hier zur Gänze aus Wasserkraft.

Der Rest des Tages war schön und unspektakulär. Ich saß lesend in Teehängen und sah den Frauen beim Ernten der Teeblätter zu. Kids aus der Gegend setzten sich gelegentlich zu mir, um Geschichten aus Europa zu hören und ihr wirklich gutes Englisch zu praktizieren.

Einige Zeit lang beschäftigte mich auch die Frage, wie ich denn den Weg nach Mai Pokhari fände. Dieser angeblich wunderschöne See sei in einer vierstündigen Wanderung über die Hügel zu erreichen, so hieß es. Nur hatte ich keine Ahnung, in welcher Richtung dieser See lag. Der kleine Touristeninfostand am Buspark konnte mir nicht wirklich weiterhelfen. Auch im Hotel hatte man keine Karte. Schließlich konnte nur mehr googlemaps weiterhelfen. Dort fand ich alles, was ich brauchte und kopierte mir die Daten gleich aufs Handy. Dies soll morgen mein Abschiedsspaziergang in Nepal werden.

Zu Mittag begab ich mich in eine der schattigen Spelunken der Hauptstraße und aß köstliche Momos. Dazu gab’s ein tongba, so der Name des lokalen Hirsebiers, das mit Bier nicht viel zu tun hat. Das Getränk ist süß, warm und schwach alkoholhaltig. Serviert wird es in einem metallenen Krug, aus dem ein metallener Strohhalm ragt. Während oben auf die Hirse schwimmt, saugt man von unten die Flüssigkeit ab. Mit einer Kanne heißen Wassers kann man einen weiteren Aufguss wagen. Von der Art zu trinken erinnert das Ganze an den südamerikanischen Mate, schmeckt aber völlig anders. Ein Israeli, den ich beim Raften begegnet war, hatte angemerkt, tongba sehe aus wie Durchfall und schmecke auch so. Der Geschmack ist in der Tat gewöhnungsbedürftig, doch nicht unbedingt schlecht. Über eine Stunde langt saugte ich an meinem Hirsebier.

Abends kam das große Planen. Ich stellte fest, dass es höchste Zeit war, die Züge für meine weitere Reise in Indien zu reservieren. Sonst würde ich keinen Platz mehr kriegen. Bis 14. November ist nun alles mehr oder weniger fixiert. Darjeeling, zwei ruhige Wochen in Sikkim, dann Kolkata, Puri und der Sonnentempel von Konark und schließlich Chennai. Dazwischen liegen jeweils Nachtfahrten in indischen Zügen, in denen ich bisher hervorragend geschlafen habe.
Morgen also: der letzte volle Tag in Nepal – ein langer, schöner Wandertag.

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