Im Morgengrauen besuchte ich noch einmal den Manakamanatempel. Die Menschenschlange vor dem Eingang war schon sehr lang. Die ersten waren wohl schon lange vor dem ersten Tageslicht erschienen, um Parvati ihre Wünsche darzubringen. Die meisten Pilger warten wohl viele Stunden, zuerst in der Schlange vor der Gondelbahn, dann in der Schlange vor dem Tempel. Viele Ziegen machten sich auf, die letzten Schritte zu tun.
Die Fahrt hinab ins Tal war schön. Die Gondeln tauchten durch ein Nebelmeer. Fast erwartete ich im Nebel plötzlich Schnee und heimische
n Nadelwald erscheinen zu sehen.
Ich stieg in den erstbesten Bus, der nach Kathmandu fuhr. Die dreistündige Fahrt war ausgesprochen kurzweilig, sprach ich doch die meiste Zeit mit den Nepalis um mich herum. Es war eine sehr bunte Truppe. Der eine hatte sieben Jahre lang in Saudi-Arabien gelebt. Nun war er froh wieder hier zu sein. Ein anderer hatte eben erst im August seinen PhD in Engineering erhalten und zwar an der New York State University. Die nepalesische Heimat besuche er zum ersten Mal in fünf Jahren. Derzeit lebe er mit seiner Frau (auch ein PhD) in Galveston, Texas! Wir hatten uns einiges zu erzählen. Ein dritter Nepali ist lokaler Filmregisseur und produziere nepalesische Tanzfilme. Allen gemein war, dass sieredlich daran interessiert waren, wie es mir in Nepal bisher ergangen sei und ob ich irgendwelche
Unannehmlichkeiten erfahren hatte. Auch Tipps für die Weiterreise gab man mir. Als wir letztendlich Kathmandu erreichten half man mir noch ins gewünschte Viertel. Schon bald saß ich erholt auf dem Balkon eines gemütlichen Hote
ls.
Kathmandu ist schön. Das bunte Treiben in den engen Altstadtstraßen erinnert an Alt-Delhi, ist aber viel leichter zu verkraften. Überall stößt man auf kunstvolle Tempel und antike Kostbarkeiten, die einfach so am Straßenrand den Betrachter erfreuen. Das reale Leben ist dabei eng mit dem Altertum verknüpft: eine Frau nutzt die Arme einer eintausendfünfhundert Jahre alten Buddhastatue um Unterwäsche zu trocknen.
Die großen Highlights von Kathmandu, den Durbar-Platz und den Swayambhunath-Tempel, habe ich noch nicht gesehen. Doch schon jetzt kann ich sagen, dass dies ein spannender, durch und durch sehenswerter Ort ist.