Schon lange hatte ich mich darauf gefreut, die große Swayambhunath-Stupa zu besuchen. Ich weiß noch, als ich vor vielen Jahren im Fernsehen zum ersten Mal diese strengen, fast hypnotischen Augen Buddhas sah, die von der Stupa aus in alle vier Himmelsrichtungen blicken. Und ich dachte mit: Da muss ich hin. Jahre später verwendete ich diesen Ort in einem meiner Theaterstücke und ließ meine Evi Brenner in „Gefangen“ vom „Om mani padme hum“ des Swayambhunath Tempel erzählen – einen Ort, den ich nur aus Bildern und Beschreibungen kannte.
Und nun sah ich ihn schon aus der Ferne. Ich überquerte den unglaublich schmutzigen Vishnumati Fluss und erreichte den steilen Stufengang, auf dem Händler Souvenirs verkaufen und Rhesusaffen Schabernack treiben.
Oben angekommen war ich alles andere als enttäuscht. Die Swayambhunath Stupa ist noch beeindruckender, als ich sie mir vorgestellt hatte. Die Gebetsfahnen flattern im Wind, die Mühlen drehen sich im Schwung der Besucher. Dazwischen thronen Bodhisattvas. Weiß strahlt der Sockel der Stupa, golden die dreizehnteilige Spitze. Und die drei Augen Buddhas blicken viermal in die Welt hinaus. Hinzu kommt das ständig hörbare Mantra vom schönen Lotosjuwel, das aus Lautsprechern und aus den Mündern der Gläubigen klingt und für die passende Untermalung sorgt. Den Ohrwurm werde ich wohl eine Weile nicht mehr los. Om mani padme hum.
Rund um die große Haupt-Stupa warten noch einige interessante Tempel, Statuen, Stupas, Glocken und Trommeln auf ihre Erkundung. Überall sieht man Affen frech herumthurnen; auf Dächern, Buddhas, Bodhisattvas. Der Hügel von Swayambhunath bietet auch schöne Aussicht auf die westlichen Hügel und das staubige Kathmandu im Osten.
Auf dem Weg zurück in die Stadt gönnte ich mir einen Besuch im naturhistorischen und im National-Museum. Ersteres wartet mit einer großen Sammlung ausgestopfter Tiere und intetessanter Nashorn- und Elefantenembryonen auf. Eine lokale Schulklasse besuchte zeitgleich mit mir die Ausstellung. Nach dem ersten Museum wollte ich mich kurz auf eine Bank setzen, doch ein Affe machte mir mit Drohgebärden schnell klar, dass das seine Bank war. Vorbei an einer Militärkaserne, wo ich Rekruten exerzieren sah (ach … vor zehn Jahren war ich auch so einer), erreichte ich das Nationalmuseum. Auch dort gab es viele spannende Exponate: Gemälde, Statuen, ein Walskelett (so weit weg vom Meer), eine Mandalasammlung und noch viel mehr.
Nach dem Museum widmete ich mich Durbar Square, dem schönen Herz von Kathmandus Altstadt. Man könnte lang und viel über dieses bunte Gefüge von alten Tempeln (vor allem hinduistischer Natur), Palästen, Innenhöfen und Statuen schreiben. Ich habe Stunden dort verbracht und das bunte Treiben betrachtet. Einst hatten die nepalesischen Könige hier residiert. Ein Museum erzählt ihre Geschichte. Die verwerfliche Neigung dieser Herrscher sich in Großwildjägermarnier vor erschossen Tigern und Nashörnern portraitieren und fotografieren zu lassen, verhindert jegliche Sympathie. Das mysteriöse Massaker an der Königsfamilie von 2001 wird im Museum nicht erwähnt. Dem ausgestopften Lieblingssingvogel des Kronprinzen ist ein ganzer Raum gewidmet.
Einen der schönen, mit erotischen Schnitzereien versehenen Türme des Palastes darf man erklimmen. Von oben hat man schöne Aussicht auf Kathmandu und Swayambhunath. Interessant war auch, dass neben Vishnu, Shiva und Parvati auch Hanuman recht viel Verehrung zuteil wird. Der affenköpfige Freund Ramas ist in Nepal anscheinend sehr beliebt.