1 Warum ich noch einmal Kulturreferent von Kufstein werden möchte

Bevor man über etwas spricht, sollte man zuerst klarstellen, was damit gemeint ist. Was macht man eigentlich als Kulturreferent einer 20.000 Einwohner:innen Stadt wie Kufstein? Welche Aufgaben gilt es da zu erfüllen? Viele. Als Kulturreferent gilt es vor allem, sich einen Überblick über alle in der Stadt tätigen Künstler:innen und Kulturinitiativen zu schaffen, für sie da zu sein und sie nach bestem Wissen und Gewissen im Rahmen der Möglichkeiten zu unterstützen. Ich habe in den letzten sechs Jahren unzählige Gespräche mit Vertreter:innen unserer regen Kulturszene geführt, war regelmäßig zu Gast auf den Jahreshauptversammlungen Dutzender Vereine und habe selbstverständlich auch so viele Kulturveranstaltungen wie möglich besucht – mitunter mehrere pro Tag. Es gehört zur Aufgabe eines Kulturreferenten dazu, schwierige Entscheidungen zu treffen. Das Budget der Stadt ist begrenzt. Nicht alles ist möglich. Viele Wünsche von Vereinen, betreffend die Höhe ihrer Subventionen, müssen unerfüllt blieben. Die meisten können glücklicherweise in Erfüllung gehen. Es gilt abzuwägen. Es gilt, gemeinsam mit anderen Mitgliedern des Kulturausschusses so fair und transparent wie möglich zu entscheiden, welche Höhe einer Subvention gerecht und angemessen ist. Dazu braucht man Input. Man muss die Kulturvereine und ihre Veranstaltungen kennen, muss sich durch die Finanzierungspläne der eingereichten Projekte und Jahresprogramme durcharbeiten.

Darüber hinaus hat man als Kulturreferent auch die Möglichkeit – und wie ich es sehe: die Pflicht, – sich in die Gestaltung des städtischen Kulturprogramms einzubringen und darin neue Impulse zu setzen. In Briefen wendet man sich an die Abonnent:innen und Besucher:innen der bis zu 30 städtischen Kulturveranstaltungen im Jahr und informiert über Inhalte und in Zeiten der Pandemie leider oft nötige Verschiebungen. Man sollte im Prinzip ständig erreichbar sein, immer bereit für Besprechungen und Veranstaltungen, immer offen, für Anregungen aus der Bevölkerung, um Kufstein in kultureller Hinsicht noch schöner zu machen. Man kümmert sich um die Vernetzung der unterschiedlichen Kulturvereine, veranstaltet Foren und Diskussionsabende und versucht, andere Mitglieder des Kulturausschusses sowie Stadt- und Gemeinderäte von der Notwendigkeit zusätzlicher Ausgaben für Kunst- und Kulturprojekte zu überzeugen. So zumindest habe ich diesen Job in den letzten Jahren gehandhabt.

Ach ja, eins noch: Man macht all das in seiner Freizeit, nebenbei, zusätzlich zu einem regulären 40-Stunden-Job – denn leben kann man von der mit dem Amt verbundenen Aufwandsentschädigung nicht.

Ist dies eine schöne Aufgabe? Absolut! Sie ist aber nicht immer leicht und oft sehr anstrengend und zeitintensiv, mitunter auch frustrierend. Oft muss man Rückschläge in Kauf nehmen. Manch schönes Projekt scheitert am mangelnden Zuspruch anderer Fraktionen. Es kann auch sehr schmerzhaft sein, wenn man sich sehr für eine Kulturinitiative einsetzt, das Maximum an Subvention im Rahmen der Möglichkeiten für ein Projekt gegen viel Widerstand durchsetzt und dann von den Vertreter:innen selbiger Kulturinitiative statt Dank nur Vorwürfe erntet, da jene sich ungerecht behandelt fühlen, weil vielleicht nicht alles möglich war. Das kommt vor. Das muss man aushalten. Das Amt des Kulturreferenten nimmt viel Zeit, vor allem viele Abende, für sich in Anspruch, insbesondere am Wochenende – denn die meisten Veranstaltungen und Jahreshauptversammlung finden an Wochenend-Abenden statt. Oft wird natürlich auch erwartet, dass man eine Rede hält. Vor Ausbruch der Covid-Pandemie war ich wohl fast jeden Freitag- und Samstagabend im Einsatz, auch an vielen Wochentagen, im Durchschnitt wohl jeden zweiten Tag. Man meint gar nicht, wie reich an Veranstaltungen Kufstein ist. All das kann natürlich sehr bereichernd und inspirierend sein. Ich habe meine Besuche bei den Versammlungen von Kultur- und Traditionsvereinen sehr genossen und viel dabei gelernt. Natürlich würde man sich gelegentlich auch einfach wieder einmal einen ruhigen Abend gönnen und sich vielleicht einen Film ansehen oder einfach mal wieder gemütlich essen gehen. Natürlich leidet manch Hobby darunter, dass nur mehr wenig Zeit dafür bleibt.

Ich will hier ganz ehrlich sein. Ein Teil von mir würde wohl aufatmen, wenn ich diese schwierige Aufgabe abgeben darf. Doch das möchte ich nicht. Denn ein größerer Teil von mir hat noch viel vor und blickt mit Freude und Stolz auf das in den letzten Jahren Erreichte und Erlebte zurück. Ich bin froh, dass es mir mit der Einführung der „Nacht der Kunst“ gelungen ist, eine alljährlich wiederkehrende Feier zu schaffen, bei der alle Kunstschaffenden der Stadt zusammenkommen und von Seiten der Stadtgemeinde jene Anerkennung und jenen Dank bekommen, den sie sich verdient haben – denn sie sind es, die unsere Stadt mit Geist und Emotion erfüllen. Ich bin froh, dass es trotz erbittertem Widerstand anderer gelungen ist, die Miete für die Stadtgalerie zu subventionieren, sodass seit mehr als zwei Jahren schon ein ständiger Galeriebetrieb in der Kinkstraße herrscht. Über fünfzig verschiedene Künstlerinnen und Künstler konnten so ihre Werke der Öffentlichkeit präsentieren. Das Projekt „Stadtgalerie“ ist eines von mehreren, das ursprünglich aus den von mir veranstalteten „Kultur-Foren“ hervorging, einem regelmäßigen Treffen der wichtigsten Kulturschaffenden der Stadt, bei welchem man sich vernetzt, sich gemeinsam informiert und Initiativen startet. Ich bin froh, dass ich die „Kufsteiner Nachtgespräche“ als Vortragsreihe im städtischen Kulturprogramm installieren konnte. Ich bin froh, dass ich auch mit dem „Silent Cinema“ im Sommer und mit der Fortführung der „Klassik am See“ die Menschen begeistern konnte. Auch, dass der Operettensommer nun immer mehr hin zum Musical tendiert und weiter fortgesetzt wird, freut mich sehr. Mit dem Glaskunstwerk im Stadtpark und der Karl Ganzer Skulptur am Ende der Römerhofgasse war ich auch unmittelbar daran beteiligt, mehr Kunst im öffentlichen Raum zu schaffen. Ein gerade erst ins Leben gerufener Skulpturenwettbewerb soll hier noch weitere Werke möglich machen.

Es hat mich all die Jahre lang mit Freude erfüllt, Kufstein kulturell beflügeln zu dürfen und seinen Kulturvereinen jenen Wind unter ihre Schwingen zu geben, der es ihnen erlaubte, sich in neue Höhen zu erheben. Viel ist geschehen. Nacht sechs Jahren bin ich nun bestens bekannt mit allen Funktionären unserer Kulturszene. Man kennt sich. Man arbeitet gut zusammen. Und man hat viele Pläne für die Zukunft.

So wie in den letzten Jahren die bildende Kunst forciert wurde, möchte ich mich nun auf die Literatur stürzen. Auch im städtischen Kulturprogramm soll es künftig hochkarätige Lesungen von international anerkannten Autor:innen geben. Zudem möchte ich einen regelmäßigen Literaturcafé-Treff möchte gründen. Kunst im öffentlichen Raum soll viel präsenter werden. Einige Flächen der Stadt bieten sich wunderbar dafür an, mit Street-Art oder mit Skulpturen bereichert zu werden. Auch die während der Vorarbeit für das Projekt „Kufstein schreibt Stadtgeschichte“ so beliebten Erzählcafés würde ich gerne wieder einführen. Auch den Jazz als Musikgenre wollen wir lauter und häufiger in der Stadt erklingen lassen. Ich möchte auch die Zusammenarbeit mit unserem Kino am seinem neuen Standtort intensivieren und gemeinsam etwa das Streaming von Opern und hochkarätigen Ted-Talks mit Einbindung ins städtische Kulturprogramm verwirklichen.

Neben diesen und anderen neuen Initiativen geht es mir aber vor allem auch darum, in den letzten Jahren etablierte Projekte erfolgreich weiterzuführen. Ob „Nacht der Kunst“, „Nachtgespräche“, „Kultur-Foren“, etc. – ich habe große Sorge, dass diese Initiative ohne mein persönliches Engagement und ohne meine ständig darin investierte Zeit und Arbeit leicht wieder verschwinden würden. Das wäre doch sehr schade.

Mit unseren Kulturvereinen habe ich in den letzten Jahren ein sehr gutes, auf gegenseitigem Vertrauen errichtetes Verhältnis aufgebaut, das ich gerne in die Zukunft weiterführen würde. Man kennt sich. Man weiß um vergangene Projekte und kann auf Basis des Bisherigen entscheiden, wie viel Subvention fair und gerecht ist. Dafür braucht es die nötige Erfahrung.

Kurzum: Wenn man möchte, dass ich mich weiterhin als Kulturreferent der Stadt Kufstein engagieren darf, sollte man bei der Gemeinderatswahl am 27.2. die Parteifreien wählen. Nichts ist gewiss. Jede Stimme zählt. Es wäre mir eine Ehre, weitere sechs Jahre lang die Kufsteiner Kulturszene in all ihrer Farbenpracht und Lebendigkeit zu unterstützen. Es wäre mir eine Freude, weitere Impulse umzusetzen. Auch, wenn es manchmal hart ist. Auch, wenn man manchmal scheitert. Auch, wenn es viel Zeit kostet. Für Kunst. Für Kultur. Für das Gelächter und die Tränen des Publikums. Für die kostbaren Gedanken, die beim Betrachten neuer Werke entstehen und unser aller Leben reicher machen.

Weitere Infos zu meiner kommunalpolitischten Tätigkeit inkl. einem Podcast-Gespräch mit Bürgermeister Martin Krumschnabel und mir finden Sie hier.

Weitere Infos zur Fraktion der Parteifreien finden Sie hier.