24 Bandipur II

Ich erhob mich früh und erklomm noch bevor der Tag begann,  einen nahen Hügel, dessen Gipfel ein Tempel ziert. Dort erlebte ich einen wunderbaren Sonnenaufgang mit freier Sicht auf die ganze Himalayakette. Gegenüber versank der Mond hinter silbrigen Hügeln. Von meinem Berg aus überblickte ich alle Himmelsrichtungen.  Lange saß ich und las ich an diesem Ort. Dann stieg ich ab und gönnte mir ein gutes Frühstück.

Ziel des heutigen Tages war es die nahe Siddha Höhle, angeblich die größte Höhle Nepals, aufzusuchen und zu erkunden. Dazu musste ich die Kante des Plateaus, auf dem Bandipur liegt, überqueren und auf steinernen Stufen den steilen Abhang hinab steigen. An summenden Grillen, hüpfenden Heuschrecken und blühenden Blumen vorüber, stieg ich tiefer und erreichte die Höhle. Diese erwies sich um viele Größenordnungen imposanter und interessanter als die Feldermaushöhle von Pokhara. Ich sah riesige, über vierzig Meter hohe Kavernen, schöne Felsformationen und hunderte durch die Luft schwirrende  Fledermäuse. Über eine halbe Stunde lang folgte ich einem sympathischen Nepali über Leitern und seilgesicherte Kletterpassagen von einer unterirdischen Kammer zur nächsten. An mehreren Stellen der Höhle ehrten Bronzedreizacke und Statuetten den Gott Shiva. Ein spannender Aspekt an dieser Höhle ist auch, dass sie erst vor siebenundzwanzig Jahren entdeckt wurde.
Nach anstrengendem Marsch zurück hinauf nach Bandipur gönnte ich mir einen ruhigen Nachmittag im Dorf mit schönem, schattigen Tisch in einem Café und wunderbarer Aussicht über die Hügel.

Abends aß ich gemeinsam mit anderen Reisenden und diskutierte Leben im Weltraum. Ein Ire ist schon elf Monate lang hier und unterrichtet Englisch an einer lokalen Schule. Ein Hawaianer deckt hier Dächer. Im übrigen erzählt man mir, dass im nahen Wald ein Tiger umgeht und erst kürzlich ein paar Ziegen gerissen hat. Ich hätte ihm auf meiner Höhlenwanderung ohne weiteres begegnen können.
Nach dem Essen setzten wir uns noch zu musizierenden Nepalis in einen Tempel und lauschten traditioneller Musik. Ein schöner Ausklang eines schönen Tages.
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