Man erinnere sich an …

Ein bedeutender Kufsteiner des 20. Jahrhunderts, der mir stets sehr imponiert hat, aber der Allgemeinheit bis heute erschreckend unbekannt bleibt, ist Georg Gruber. Die beiden Briefe, die er im Juni 1944 aus der Haftanstalt in Stadelheim an seine Eltern in Kufstein schrieb, zeugen nicht nur von einer beeindruckenden Weitsicht, sondern auch von einem feinen Gefühl für Sprache, wie man es nur selten findet. Dass jemand, der aus einfachsten Verhältnissen stammt und nie die Chance auf höhere Bildung erhielt, Sätze zu Papier bringt wie „Bei den Massenhinrichtungen, die schon seit langem hier vorgenommen werden, bin ich nur ein Stäubchen in dieser ungeheuren Armee der Schatten.“ ist bewundernswert. Auch ein anonym gebliebener Beobachter von Grubers Verhandlung vor dem Volksgerichtshof in München, war von ihm sichtlich begeistert und schrieb folgende Zeilen: „Hart war seine Jugend, Krankheit und Arbeitslosigkeit begleiteten ihn manches Jahr. Unverschuldet stand er auf der Schattenseite des Lebens, aber immer war er ein edler Kämpfer für Menschenwürde und Menschenrecht. Sonniger wurden seine Lebenstage, glänzend bestand er die Prüfung als Fahrdienstleiter – dann haben sie ihn geholt, die Henkersknechte des A. H..“ (Quelle: www.erinnern.at)


Auch sonst zeugen Grubers berührenden Briefe – leider die einzigen von ihm erhaltenen Schriften – von scharfem Geist und beeindruckendem Mut. „Ihr könnt mir glauben, der Tod schreckt uns nicht, ich sterbe nicht schwer. Tausende sterben heute, die nicht wissen, warum – wir sterben wenigstens für unsere Überzeugung. […] [W]ichtig ist, daß ich meinen vollen Beitrag geleistet habe zur Beseitigung des Mordes und Terrors, zur Befreiung unseres Landes.“ Am selben Tag, da Georg Gruber diese Zeilen schrieb wurde er im Alter von nur 29 Jahren hingerichtet.

Viel zu spät aber doch erinnert in Kufstein von nun an ein Denkmal an Georg Gruber und an fünf weitere Opfer des Widerstands gegen den Nationalsozialismus. Dank Augmented Reality-Technologie kann man alle sechs Persönlichkeiten auch auf Bildschirmen zurück ins Leben rufen und sich ihre Geschichte anhören. Man sollte sich immer wieder an diese sechs Menschen erinnern. Man sollte ihre Namen kennen: Walter Caldonazzi, Adele Stürzl, Ernst Ortner, Georg Gruber, Franz Wurzenrainer und Thomas Salvenmoser.