Eben habe ich auch die letzten Zeilen des über 500 Seiten starken „Stadtalbums“ gelesen und die letzten Bilder zu Ende betrachtet. Trotzdem werde ich dieses Buch wohl immer wieder einmal aufschlagen – und empfehle dies auch allen anderen Menschen, die einen Nahebezug zur Stadt Kufstein haben.
Unser Blick aufs 20. Jahrhundert mit seinen Stern- und Dunkelstunden wird durch dieses Dokument entscheidend geschärft. Man sieht so viel mehr als bisher, wenn man nach der Lektüre dieses von Historiker:innen wissenschaftlich erarbeiteten Kompendiums durch die Festungsstadt wandert und all die Geschichten und Gesichter von einst wieder in Erinnerung treten.
Bücher über Kufstein gab es schon viele. Aber noch nie wurde ein so konzentrierter Blick aufs 20. Jahrhundert geworfen wie diesmal. Noch nie waren so viele professionelle Historiker:innen beteiligt. Noch nie hat man noch lebende Zeitzeug:innen so intensiv eingebunden wie bei den für das Entstehen dieses Buches so wichtigen Erzählcafés und anderen Initiativen. Noch nie hatte man so viele Quellen zur Verfügung – Quellen für alte Fotos, für historische Fakten, für Anekdoten und Geschichten. Noch nie hat man mit so viel Gespür und Feingefühl die Geschichte Kufsteins im 20. Jahrhundert erzählt.
Zum Projekt „Kufstein schreibt Stadtgeschichte“ gehören natürlich auch die thematisch geordneten Bände der Edition Kufstein, von denen vier schon erschienen sind und noch weitere folgen werden. Das Herzstück des ganzen Unterfangens ist aber dieses Stadtalbum, das in vielen nützlichen Querverweisen auch immer auf die Bände der Edition referenziert. Hervorzuheben ist auch das gelungene Design. Auch die literarische Einrahmung mit den großflächigen Fotographien und den berührenden Essays des Schriftstellers Christoph W. Bauer verdient Lob und Anerkennung.
Viele werden sich in diesem Buch wiederfinden. Viele werden sich erinnert fühlen an das, was einst war und nicht mehr ist. In jedem Fall erlebt man die Gegenwart ganz anders, wenn sie vom Wissen um die Vergangenheit beleuchtet wird. Vielleicht findet man dann auch leichter den Weg in die Zukunft.Es tut gut, in einer Stadt zu leben, die sich nicht scheut, der eigenen Geschichte derart mutig ins Gesicht zu blicken.