Südostasien – ein Reisetagebuch
Erlebnisse auf meiner Reise durch Kambodscha, Laos und den Norden Thailands im Sommer 2009
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Und wieder geht ein Jahr zu Ende …
August 3, 2009 at 10:32 am
Für mich ist dann die Zeit des Jahresendes angebrochen, wenn ich mich im Sommer müde der Gedanken und Pflichten des übrigen Lebens auf eine Reise begebe, eine Reise, die mich Abstand gewinnen lässt von der Welt, in der ich sonst lebe und von dem Menschen, der ich sonst bin. Man entrückt sich durch die Flucht in die Ferne seiner selbst um nach der Rückkehr gleich einem Phönix aus der Asche der Vergangenheit zu steigen und sich voll Elan und Tatendrang in die Herausforderungen einer neuen Zeit zu stürzen. Ich bin müde. Ein langes, wunderbares Jahr liegt hinter mir. Es ist viel geschehen, viel gelungen, viel geschafft. Doch nun heißt es Abstand nehmen. Fort mit der Physik. Hinweg mit der Philosophie. Adé Theater. All das lass ich einmal mehr nun hier zurück und fliehe. Eine Reise beginnt.
Ich freue mich auf die Tempel von Angkor und den Sonnenuntergang über dem Tonlé Sap. Die schöne und traurige Geschichte einer faszinierenden Region erwartet mich. Uralte buddhistische Heiligtümer, glanzvolle Statuen, der Zauber einer fremden Kultur… Ich hoffe auf schöne Naturerlebnisse: der breite Mekong-Strom, die Berge im Norden von Laos, die Urwälder. Aber auch die dunklen Seiten einer bewegten Geschichte gilt es zu ergründen: Massengräber, das Foltergefängnis von Tuol Sleng… Drei Länder erwarten mich: Kambodscha, Laos und der Norden Thailands. Alle drei sind hauptsächlich geprägt vom Hinayana Buddhismus und ich bin schon gespannt wie unterschiedlich jene Kulturen, so fern der westlichen Monotheismen, auf mich wirken.
Letztes Jahr hat mich Lord Byron mit seinen Schriften auf meinen Wanderungen begleitet. Diesmal nehme ich einen weiteren Denker mit, dem ich mich in vierlerlei Hinsicht sehr verbunden fühle. Mit mir in den Fernen Osten reisen einige Schriften von Henry David Thoreau. Ich bin schon gespannt, was er mir dort zu erzählen hat.
Es wird Zeit. Die letzten Vorbereitungen werden getroffen. Morgen bin ich auf dem Weg.
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Reisetagebuch
August 3, 2009 at 10:52 am
Um mir diese Reise solange wie möglich lebhaft in Erinnerung zu halten und auch anderen Menschen die Möglichkeit zu geben, daran teilzuhaben, wende ich folgende Mittel an:
- Mit meinem Camcorder werde ich manches in bewegten Bildern festhalten und nach meiner Rückkehr zu einem kurzen Erinnerungsfilm zusammenschneiden.
- Während der Reise werde ich viele Impressionen niederschreiben und zwar in mein kleines schwarzes Reisetagebuch. Dieses trage ich schon seit acht Jahren mit mir herum und noch auf allen Reisen (bis auf einer) hatte ich Zeit es mit vielen Worten zu füllen.
- Aus meinen Aufzeichnung und Erinnerung werde ich nach meiner Rückkehr einen ausführlichen Reisebericht verfassen, wie man ihn hier auch von meinen anderen Reisen finden kann.
- Auf diesem Blog gedenke ich, mich in regelmäßigen Abständen kurz zu melden, um von meinem Verbleib zu berichten, sowie in grober Form kurz die wichtigsten Erlebnisse wiederzugeben.
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Reiseplan
August 3, 2009 at 11:34 am
Hier kann man den groben Verlauf meiner Route sehen. Ich lande am Mittwoch, den 5. August in Bangkok und werde dann noch am selben Tag per Bus weiter zur kambodschanischen Grenze reisen. Vielleicht schaff ich es sogar noch am Abend bis nach Battambang. Entweder von dort oder später von Siem Reap (Tag 4) aus, kann man mit einem Lebenszeichen von mir rechnen. Bis dann.
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Battambang
August 5, 2009 at 2:28 pm
Nach langer Reise bin ich endlich angelangt. Drei Zuege, zwei Fluege, ein Bus und schliesslich eine lange Taxifahrt haben mich endlich hierher gebracht. Doch schon die Reise selbst war ein Erlebnis, ein bunter Blumenstrauss der verschiedensten Eindruecke. Man denke allein an die Grenzueberquerung und die verschiedenen Impressionen vom Strassenrand. Ein Hauch einer anderen Welt. Ich habe jetzt nicht die Zeit alles zu schildern. Das kann spaeter folgen. Wichtig ist: Ich bin in der Abenddaemmerung in Battambang angelangt, habe gleich eine Herberge gefunden und eben ueber den Daechern ein gutes Currygemuese verschlungen und zwei Dosen Angkor Bier getrunken. Fuer morgen habe ich schon Vereinbarungen getroffen. Ich habe fuer mich alleine einen local guide, der mich fuer nur $12 mit seinem Moped den ganzen Tag ueber zu den wichtigsten Sehenswuerdigkeiten der Umgebung bringt: Phnom Sampeau, Phnom Banan und der bamboo train ride. Mich erwarten morgen: alte Tempel, Massengraeber, Reisernteimpressionen etc. Mein Guide scheint recht viel ueber die Geschichte der khmer rouge zu wissen. Dies ist zumindest aus unserem Gespraech hervorgegangen. Jedenfalls heisst es jetzt rasten, aklimatisieren und morgen fit sein. Und jetzt werde ich mich wieder hinausbegeben in das wueste naechtliche Treiben und mir meinen Weg zum Hotel bahnen.
Bis auf weiteres: Schoene Gruesse aus dem fernen Osten.
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Battambang 2
August 6, 2009 at 11:38 am
Da ich die kostbare Zeit meiner Reise nicht damit vergeuden moechte ueber meine Reise zu schreiben, gehe ich nicht zu sehr ins Detail. Gesagt sei nur das eine: Es war ein fantastischer Tag. Nach einem guten Fruehstuecksmuesli mit exotischen Fruechte verbrachte ich den halben Tag mit meinen recht gut englisch sprechenden Guide, der mich quer durchs Gemuese (Reisfelder, Tempelplaetze, Hinterhoefe) zu den kostbarsten Plaetzen der Umgebung brachte. Schon Fahrt fuer sich war ein einzigartiges Erlebnis. So viele Eindruecke. Am Berg des Phnom Krapeau, den ich gemeinsam mit einem Maedchen aus den Niederlanden bestieg, gab es neben Affen, Hoehlen und Tempeln auch Artelleriegeschuetze und Massengraeber aus den Zeiten der Khmer Rouge zu betrachten. Ich sah Schoenes sowie Schreckliches. Am Fusse des Huegels besuchte ich noch kurz eine Schule und sah den kleinen Kindern beim Englisch Lernen zu. Der Lehrer war von unserem Besuch recht angetan. Und weiter ging die Fahrt durchs Gemuese. Die naechste Station war Phnom Banan. Auf den Weg die vielen Stufen hinauf zu den Tuermen des 11. Jahrhunderts, sowie beim Erkunden der Hoehlen im Berg darunter, kam ich nicht umhin, mich wie ein bisschen Indiana Jones zu fuehlen. Es war nicht viel los. Teils stand ich allein am Dschungelhuegel inmitten der Ruinen. Am Rueckweg nach Battambang kamen wir noch bei den Bahngeleisen vorbei, wo man mit dem bamboo-train zurueck in die Stadt gelangen kann. Dies war nur eine sehr grobe Beschreibung. Es geht noch viel detaillierter, viel reicher. Gerade komme ich von einen Spaziergang durch die Strassen von Battambang (ca. 1 Million Einwohner) zurueck. Der kulturelle Unterschied ist eindrucksvoll. Man vergleiche das laute und geruchsintensive Markthallenlabyrinth mit einem orientalischen Basar. So anders und doch irgendwie aehnlich. Schoe langsam wird es Abend. Es wird hier uebrigens sehr frueh dunkel. Bereits um 19:00 ist es ganz finster. In einer halben Stunde treffe ich mich mit einer jungen Franzoesin, die ich in den Hoehlen von Phnom Banan kennengelernt habe. Gemeinsam gehen wir zu einer Performance des Phare Ponleu Selpak. Soll eine sehr gute Show sein. Und fuer morgen habe ich meinen Platz im Schnellboot nach Siem Reap schon gebucht. Eine abwechslungsreiche Fahrt auf Kambodschas schoensten Wasserwegen steht bevor.
Das war’s fur den Moment. Schoene Gruesse aus dem fernen Osten.
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Siem Reap
August 8, 2009 at 10:26 am
Since some people suggested that I would write my journal in English, whereas others prefer German, I will just start switching between the languages, using English one day and the other day German.
It’s just amazing how much can happen in just 24 hours. How many things you can see… Through how many worlds you can travel… I’m really 100% enjoying my time in Cambodia. A few hours ago I arrived in Siem Reap, the very heart of South East Asia. It is raining heavily outside, but that’s fine for me. The air will be a lot fresher afterwards. But let’s get back to chronological order. Yesterday evening I watched this amazing circus-like show of the Phare Ponleu Selpak – an multi-arts center which helps to find young people with talents all over Cambodia and gives them the opportunity to do what they can best do: painting, dancing, singing, artistic performances and so on. Great show – great time. Afterwards I went to dinner with that French girl I met in the cave and later on we joined the Dutch girl that I’ve met before and also an Italien guy as well as a French-Israelian movie maker. Quite interesting people at an interesting place. Then there was today: For seven hours I sat in a little boat and let the scenary float by. Fantastic. It wasn’t like riding on some boring tourist boat – it was just THE boat – the only one going from Battambang to Siem Reap one time a day delivering tourists as well as locals as well as goods of any kind. For hours we passed through narrow waterways between little fishing villages getting a real authentic insight in the country side of Cambodia. It was just wonderful. All those friendly faces, all those little children waving there hands at us and shouting Hello. If one could stand the sun, one could also climb on the roof of our little boat and enjoy the scenery from there. Amazing fews across the countryside. After a long cruise through the middle of nowhere the waterway suddenly open up into the immense Tonle Sap Lake – the biggest lake in South East Asia. It was almost like on sea. Water up to the horizon. And then we finally arrived in Siem Reap. I soon found a place to stay in a Hotel called: My Home. Here I have everything I need: I can rent a bicycle, get my laundry done, get a massage. My room resembles very much some a royal residence in style. And I get it for just $6 a day including free tea and free internet access. Couldn”t be better. But the best will come tomorrow, because I am now finally here at the most important place in South East Asia. I will get up early, rent a bike and just go there. Just a few kilometers to the north lie the ruins of the mighty city of Angkor, the long forgotten capital of the ancient Khmer empire. Angkor already had a population of over a million when London still was a little town of a few thousand inhabitants. I have three days to explore it all by myself and to see what there is to see. The temples of Ta Prohm, of Bayon, many others and, of course, the greatest of all temples in the world and the largest religious structure that men ever built: Angkor Wat. When I get up early enough I might see the sunrise from there tomorrow morning. I am really looking forward to that. And I am really enjoying every second of my journey. I haven’t touched any of the books I brought to read yet. There is just no time for that. It is just about beeing here and seeing everything that happens around me which keeps me busy and I just love it.
All the best from Cambodia,
Klaus
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Die Tempel von Angkor I
August 8, 2009 at 11:58 am
Es war ein Tag der Abenteuer. Ich stand extra frueh auf um ja den Sonnenaufgang hinter Angkor Wat nicht zu verpassen. Um 4:00 morgens verliess ich mit meinem Fahrrad das Hotel und radelte (natuerlich ohne Licht) Richtung Norden. Man stelle sich vor: Ein Grossteil des Weges verlaeuft nicht auf Strassen wie wir sie kennen. Es sind vielmehr Sand- und Geroellwege mit vielen Unebenheiten und Loechern, die ich im Dunkel natuerlich nicht sehen konnte. Dennoch schaffte ich es unversehrt bis ans Stadtende und weiter ging’s quer durch den Dschungel. Als ich endlich ankam war es noch stockfinster. Ich folgte den Scharen uebriger Touristen, ueberquerte den Steg ueber den 190m breiten Wassergraben, der das Tempelgelaende umgibt, trat durch dunkle Torboegen mit Buddha bzw. Vishnustatuen in den Nischen und erreichte schliessleich eine weite von Graeben und Mauern umrundete Ebene. Und endlich konnte ich vor mir in der Ferne die Umrisse jenes gewaltigen Tempels aus dem 12. Jahrhundets ausmachen, der beim ersten echten Anblick noch viel imposanter erscheint, als auf allen Bildern. Zuerst war es nur ein Schatten, doch im ersten Licht des Morgengrauens konnte man nach und nach immer mehr erkennen. Ich brachte einige Stunden damit zu den Tempel und das riesige Tempelgelaende zu erkunden. Dann goennte ich mir ein gutes Fruehstueck mit Ausblick auf den Tempel. Es erscheint geradezu laecherlich, dass das Kolosseum auf die Liste der neuen sieben Weltwunder gewaehlt wurde und Angkor Wat nicht.
Aber was ist schon Angkor Wat. Es gab hier noch so viel mehr zu sehen. Ich habe heute mit dem Fahrrad wahrscheinlich mehr als vierzig Kilometer zurueckgelegt und trotzdem erst einen Bruchteil aller Tempel gesehen. Das ganze Gelaende war einst besiedelt. Hier stand einst eine maechtige Hauptstadt. Doch alles wurde von der Zeit und vom Dschungel verschlungen. Nur die steinernen Tempel konnten widerstehen und blieben zum Teil bis heute erhalten, jeder anders, jeder einzigartig. Ich sah die Tempel von Prasat Kravan, Banteay Kdei, Eastern Mebon, Ta Som, Preah Neak Pean, Preah Khan und den grossen Huegeltempel von Phnom Bakheng. Angkor Wat ist vielleicht der imposanteste, aber weder der groesste noch der am besten erhaltende Tempel. Die Vielfalt ist atemberaubend. Beeindruckend ist auch, wie die Bauwerke im Lauf der Jahrhunderte von der Natur gepraegt worden sind. Auf den Koepfen mancher Buddhastatuen wurzelt ein hoher Baum. Ein paar der schoensten Tempel, vor allem Bayon und Ta Prohm habe ich mir noch fuer morgen aufgehoben. Am Tag 3 in Siem Reap kann ich dann vielleicht noch ein Tuk-tuk nach Osten zu den abgeschiedenen Roloustempeln nehmen. Die sind zwar nicht so imposant, aber um einiges aelter als jene der Angkor Periode.
Heute Abend gehe ich noch zu einer traditionellen Tanzvorfuehrung zugunsten von Minenopfern und danach lasse ich mir ein gutes Essen in der Altstadt schmecken.
Schoene Gruesse aus Cambodia.
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Tempel von Angkor II
August 9, 2009 at 10:14 am
Draussen regnet es gerade in Stroemen. Man stelle sich ein heftiges Gewitter wie bei uns vor rechne Blitz und Donner weg und verdopple die Regenmenge. So schaut’s draussen eben aus. Nicht dass mich das stoeren wuerde. Ich hatte wieder einmal super Timing, verbrachte ein paar tolle Stunden von 6 Uhr frueh bis 2 Uhr nachmittags bei den Tempeln und goenne mir nun ein wenig Ruhe. Jetzt habe alle wichtigen Tempel des Hauptareals gesehen. Heute kamen noch hinzu: Bayon, Baphuon, Phimenakas, Preah Palilay, Prea Pithu, Ta Keo, Chau Saz Tevoda, Thommanon und als kroenender Abschluss Ta Prohm (man kennt ihn aus der Tomb Raider Verfilmung). Ein jeder einzelne dieser Tempel waere schon Sehenswuerdigkeit genug um in Europa hunderttausende von Menschen anzulocken. Hier in Angkor stehen die Weltwunder dicht an dicht.
Fuer morgen habe ich nun drei Moeglichkeiten:
- Ich fahre mit einem Tuktuk zu den Rolous Tempel im Suedosten: geschichtlich interessant, aber nicht besonders spektakulaer, nachdem man die grossen Tempel gesehen hat.
- Ich fahre mit einem Tuktuk zum einsamen Dschungeltempel von Banteay Srei und dann weiter zum Fluss der Tausend Lingas: klingt sehr abenteuerlich, ist aber ein bisschen weit weg.
- Ich bleibe in Siem Reap, besuchte das Nationalmuseum und schau mir sonst noch ein paar Dinge in der Stadt an.
Entscheiden werde ich mich wohl fuer Variante 2. Yumindest falls ich einen guten Preis fuer das Tuktuk bekomme. Im Lonely Planet von 2008 steht, dass es fuer $10 bis $15 moeglich waere. Seitdem sind aber die Preise ziemlich nach oben gegangen. Ich werde einfach ein wenig feilschen, oder noch bisher: Ich stell mich in die Mitte einer Gruppe von Tuktuk Fahrern und lass sie dann gegenseitig ihren Preis unterbieten. So geht’s am schnellsten.
Ah, ja bevor ich’s vergess, das ist der Link zu meinem Hotel: http://www.myhomecambodia.com/
Ich bekomm mein Zimmer allerdings noch zwei Dollar billiger als auf der Homepage.
So, das war’s wieder. Schoene Gruesse aus Cambodia.
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Nachtrag zu Angkor II
August 9, 2009 at 3:35 pm
Jetzt bin ich grade wieder im Hotel angelangt und habe noch Lust von meinen abendlichen Aktivitaeten zu berichten. Um 18:00 suchte ich ACODO auf, eine Art Zufluchtsort fuer Armen- und Waisenkinder, sowie Minenopfer der Region, die hier Englisch und andere Dinge lernen. Jeden Abend veranstalten sie eine kleine Show mit traditionellen Taenzen und Gesaengen. Das Projekt wurde vor gut einem Jahr ins Leben gerufen und verdankte seinen Start hauptsaechlich den Spenden eines recht humanistisch veranlagten Iren. Jeden Monat kommen andere freiwillige Helfer aus aller Welt um das Projekt mitzugestalten. Ich habe heute mit zwei Japanerinnen gesprochen. Die eine hat geholfen einen Wassertank fuer das Gelaende zu bauen. Die andere unterrichtet die Kinder seit einem Monat in Englisch. Vor einem halben Jahr war auch eine Oesterreicherin als Volunteer vor Ort. Gemeinsam mit drei anderen Gaesten habe ich mir heute die Show angesehen. Ich sprach mit den Kindern, liess mir die Klassenzimmer und die Unterkuenfte zeigen und sprach mit allen Beteiligten. Nachdem ich die ganze Show mitgefilmt hatte versprach ich das Gefilmte auf youtube zu stellen, worueber sich alle sehr freuten. Die Kinder begleiteten mich lachend zu meinen Tuktuk. Richtig nett und ruehrend. Mehr dazu auf: http://www.acodo.org/
Danach war ich noch in “The Temple”, einem der beliebtesten Lokals der Stadt. Fur drei Dollar ass ich mich satt, trank ein kuehles Angkor-Bier und genoss eine traditonelle Gratis-Askara Tanzvorfuehrung. Mit meinem Tuktukfahrer habe ich dann noch alles vor morgen vereinbart. Er bringt mich zu den Wasserfaellen am Fluss der tausend Lingas, zum abgeschiedenen Dschungel Tempel Banteay Srei und zum Landminen-Museum. Auch mein Bus nach Phnom Penh fuer uebermorgen ist schon gebucht. Aber erstmal freue ich mich auf morgen und einen abenteuerlichen Trip in den Dschungel.
Und nebenbei: Tausand Dank an den Hotelboy, der mir waehrend ich dies geschrieben habe dreimal ein koestliches Glas eiskaltes Wasser gebracht hat. So eine Behandlung bin ich als Rucksackreisender in anderen Laendern bei weitem nicht gewohnt.
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The River of a Thousand Lingas
August 10, 2009 at 12:22 pm
Hi everybody,
let my continue my journal by telling you about another amazing day in the country of Cambodia. Having already seen all the important temples in the main area of Angkor, I set out this morning to view two (or three) more remote sights. With the driver I had arranged on the previous evening I once again rode a moto through the diverse country side; of course without a helmet. Just hold on tight, hope for the best and trust that your driver knows what he is doing when he continuously does more and more risky manoeuvers to pass by other vehicles. Nevertheless, he brought me where I wanted to go.
The first stop was Banteay Srei which is famous amongst all the other tempels for its fantastic three-dimensional carvings which are really awesome. Just look at it and think how long it would would take to carve something like that of of stone. And then think how old all this is. And the truth dawns: People back then (10th to 12th century) where able to do some things, we just can’t do any more. Or at least not here, not right away.
And on we went to the next sight which I would highly recommend to everyone coming to see Angkor: Kbal Spean or the River of a Thousand Lingas. As I arrived there early in the morning the 1.8 km walk uphill was quite reserved for me alone. I just followed that wild and wonderful path up the hill along the riverside, marveled at fantastic stone formations and root structures and by doing so I was all by myself, just standing there: only me, the path and the jungle around. It felt great. I shot some nice pictures of huge insects and the landscape surrounding me. There were some great viewpoints along the way. Then, at the top, I finally came in touch with the river and the amazing stone carvings within which make it famous. Partly beneath the surface elaborate carvings of Shiva, Vishnu, symetric ornaments, elephants an many of the characteristic Linga-symbols could be seen. These carvings have been here since many centuries. And they had been forgotten for a long time, only to be rediscovered some decades ago. Amazing. The path led me on downwards, following the river. I jumped from stone to stone, feeling like canyoning. After observing still some more carvings on my way, I arrived at a quit impressive waterfall where I got my shirt off and cooled myself beneath the roaring waters of the sacred river.
The third stop of the day was the Land Mine Museum which actually is an NGO supporting some young victims of the mine-madness of the decades passed. There are a lot of mines on display. You get to understand how terrible these weapons are, being not designed to kill but only to maim since a dead soldier is not as expensive to the enemy as a soldier without arms or legs. Terrible cold reasoning which will still haunt the country for decades to come. There are still millions of mines hidden in jungles of Cambodia. Quite interesting is also the history of the founder of the museum who was a child soldier at the times of the Khmer rouge and laid thousands of mines himself before changing sides and undoing what he had done.
After that my moto driver brought back to the hotel, I had a few hours of rest and then walked to the main site of the Artisans of Angkor, a very interesting project aiming at the revitalization of Cambodia’s lost culture. One has to imagine that after the terrible reign of the Khmer rouge, culture was simply gone. It was all lost and destroyed. The artists had been killed, the music had been forgotten, most statues had been beheaded and shattered. The Artisans of Angkor try to follow the path of their ancestors trying to learn from the past and be once more able to produce the arts and crafts of forgotten times. As a visitor you can walk around the different workshops and watch the young artists working. They are focused on stone carving, wood carving, silk weaving and other crafts. It also is a fair trade organization. All in all, they produce wonderful peaces of art and also try to help restoring some historical sights, as well as furnishing some new buildings like airports and five-star hotels. In their shop they present all they do which is quite amazing. I thought about buying a silken black shirt. But how to take it home? Only the expensive sculptures include free shipping to Europe or elsewhere. So I let it be.
That’s it for the moment. This night I will again enjoy the great nightlife of Siem Reap. Here young travelers from all around the globe as well as experienced adventures meet and converse. There are a lot of interesting people around. I recently talked with a guy who had just intended to come for a visit decades ago. But he stayed. Why? Because to him things over here seem to make more sense than in the western world. Here you really get the impression that the things you do can actually improve the world we live in. Here you feel how it is like to make a better world, no matter if teach english, clear landmines, fight corruption, build some wooden school desks or just paint the fence of some camp for poor children (like some volunteers I met did). Life just gets done to simpler more straightforward questions. Here you feel needed. Here your help is immensely precious to the people around you. You want a meaning of life? Just come to Cambodia and help the helpless. And be thanked by a thousand smiles. I once wrote a shortstory about something like this and now I am quite happy to find the same sentiments in reality.
Anyway, I will say Good-bye to Siem Reap and the Temples of Angkor tonight. Tomorrow a bus will take me to a totally different place with completely different things to see. Diversity all around. Tomorrow I will go to the capital city of Phnom Penh were the Tonle Sap Rivers joins mighty Mekong.
You will hear from me, there. Maybe not tomorrow but for sure in the days to come.
All the best from Cambodia.
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Phnom Penh
August 11, 2009 at 1:19 pm
Und wieder geht ein langer ereignisreicher Tag zu Ende.
Ich verliess Siem Reap frueh am morgen. Die naechsten Stunden waren gepraegt vom typischen Treibe auf der Strasse, das ich von meinen Platz ganz vorne am Fenster beobachten konnte. Wir fuhren durch riesige Reisfelder und kleine Doerfer, sahen Ochsenkarren, andere Gefaehrte und wie ueberall immer wieder ein paar Moenche in ihren orangen Kutten, die alleine oder in Gruppen durch die Landschaft zogen. Als wir kurz an einer Raststelle hielten, stuerzten sich wie immer die Haendler auf mich um mir Wasser, Ananas, Kekse oder sonst was anzudrehen. Angeboten wurden auf der Raststaette unter anderem auch gegrillte Taranteln (oder aehnliche Viecher), die die Einheimischen im ganzen verspeisen. Die Versuchung war gross davon zu probieren, jedoch erschienen mir die Hygienestandards der staubigen Raststaette nicht besonders hoch zo sein. Vielleicht an einem andern Ort. Die warenverkaufenden Kinder spielten mit den Spinnen und legten den Reisenden gerne ein paar lebendige Exemplare auf die Kleidung, woran diese langsam hochkrochen. Das war recht witzig.
Und dann waren wir schon in Phnom Penh, schneller als ich gedacht hatte. Rasch lies ich mich von einem Moto zur von mir im Reisefuehrer erwaehlten Untrkunft bringen. Das ‘Royal Guesthouse’ ist um eine Stufen weniger komfortabel als meine Unterkunft in Siem Reap, dafuer aber teurer. Und anstatt des ueberaus freundlichen Hotelbesitzers habe ich hier eine grimmige alte Dame. Aber egal. Was zaehlt ist die Lage. Ich bin hier mitten im Zentrum und habe die wichtigsten Orte gleich in meiner Naehe. Daher war es mir ein Leichtes gleich heute Nachmittag zum Nationalmuseum und anschliessend zum Koenigspalast zu gehen.
Das Museum quillt fast ueber von vielen vielen Statuen der Khmer, die in Angkor oder sonst wo entdeckt worden waren. Ich sah viele verschiede Darstellungen von Vishnu, Shiva, Brahma, Lakshmi und natuerlich immer wieder Buddha, der die anderen inzwischen verdraengt hat. Mittlerweile kann ich sie alle schon auseinanderhalten ohne die Schilder an den Statuen zu lesen.
Als naechstes wartete der Koenigspalast auf mich. Ein Grossteil davon ist fuer Besucher gesperrt, da ja dort schliesslich noch ein Koenig wohnt (Sihamoni). Was man aber sehen darf, ist wirklich ausgesprochen sehenswert und zeigt das die Khmer von heute gewisserweise vermoegen an die Groesse des Reiches von Angkor Anschluss zu finden. Der goldene Glanz des Thronsaales, die Silber Pagode, die vielen diamantbestueckten Buddhas… Beeindruckend. Jeder Koenigspalast in Europa sieht alt aus dagegen. Prachtvolle Pagoden, wunderschoen verzierte Stupas… Schoen.
Ich spazierte noch ein Stueck den Tonle Sap entlang und kam dann ueber das Unabhaengigkeitsmonument zurueck zur Herberge. Am Abend war ich noch im Sorya Shoppingcenter – einem siebenstoeckigen, modernen und weitlaeufigen Einkaufszentrum, das viel mehr fuer die Einheimsichen da zu sein scheint, als fuer die Touristen. Auf dem Dacht gibt es einen Skaterpark und eine Geisterbahn. Dort ass ich zu Abend und genoss die schoene Aussicht hinab zur riesigen goldfarbenen Kuppel des alten Marktes. Hier in Phnom gibt es wirklich Dinge, die es sonst in Kambodscha nirgendwo gibt, Ampeln zum Beispiel.
Soviel zu heute. Ich bin mir noch nicht sicher, aber ich werde wahrscheinlich meine Plaene aendern und doch nur zwei Tage in Phnom Penh bleiben. Der morgige Tag reicht wahrscheinlich um zu sehen, was ich sehen wollte und das Shoppen reizt mich wenig (obwohl die Preise fantastisch sind. Ich habe fuer 1 Mini-DV-Casette fuer meine Kamera $3 bezahlt. Zuhause bekomme ich die fuer 7 oder 8 Euro) Vielleicht kann ich stattdessen einen Tag laenger im Sueden in Kampot bleiben, was als naechstes folgt. Der morgige Tag wird’s zeigen. Es haengt nun hauptsaechlich davon ab, ob es mir schnell genug gelingt ein Visum fuer Laos aufzutreiben, da ich das nur von hier aus machen kann. Theoretisch sollte dies innerhalb eines Tages moeglich sein. Mal sehen. Auf jeden Fall steht morgen die dunkle Vergangenheit Kambodschas auf dem Programm: Das Foltergefaengis Tuol Sleng und die Killing Fields von Choeung Ek.
Bis auf bald dann,
Klaus
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Phnom Penh 2
August 12, 2009 at 11:51 am (
Here is my account of my second day in Phnom Penh the 2 million inhabitant capital city of Cambodia. Early in the morning I did some walking through the chaotic streets and finally arrived where I wanted to go, at Tuol Sleng or S-21, the infamous torture prison of the Khmer rouge. I just can’t find words to describe how utterly depressing this place is. It shows what man can do, what the monsters that we can become are capable to do. Walking through the now empty cells and torture room one can imagine what terrible sufferings where inflicted in here on thousands and thousands of innocent people. Sometimes it just feels as if you could still here their screams. Then there are the pictures, rooms filled with hundreds of pictures showing just some of the faces of the prisoners that where tortured in here: men, women, little children, all alike were suffering inside these walls for the sake of exterminating all outside influence that contradicted the ideology of the regime. That’s the most gruesome thing about the Khmer rouge revolution. It wasn’t purely ethnic or religious cleansing, it was the persecution and extermination of knowledge that was their major goal. Killed were the educated: teachers, lawyers, doctors, everyone who spoke a foreign language, everyone who wore glasses… To add some irony: the building of the prison Tuol Sleng used to be a school in earlier days before the rise of the Khmer rouge. And in a dark stairway you can even see the Kirchhoff rules of electrodynamics written on awall. These have survived, the doctrins of the Khmer rouge have not.
After Tuol Sleng I visited the Killing Fields of Choeung Ek. About 17,000 bodies have been found here. The skulls have been put in a giant remebrance stupa to remind the present of the gruesome past. Still more bones are buried here. You may find some as you walk around. All together the Khmer rouge have killed approximately 2 million people, that is one fourth of the whole population of Cambodia before the revolution. It was a touching and depressing morning.
In the afternoon I visited the giant dome of the central market, the empty train station that is now out of use and finally the Wat Phnom. It is built on a hill (khmer: phnom) where a woman called Penh is said to have found four statues of Buddha many centuries ago. Thence the city got its name: Phnom Penh, hill of Penh. Along the riverside I walked to my hostel.
I will spend the evening to have a cocktail in the old Hotel Le Royal, where once politicians and journalists dined before the rise of the Khmer rouge (you can see it in the movie ‘The Killing Fields’) Afterwards I will have some good fish dish in one of the riverside restaurants. Before that I will pick up my Lao express Visa for next week. I cost me a lot to get it that quick but there really were no good alternatives.
Tomorrow I am definatly going to leave for the charming little town of Kampot in the South. I have had enough of Phnom Penh. It is just to loud an chaotic to get used to.
Next time you hear from me when I am in Kampot.
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Kampot I
August 13, 2009 at 2:26 pm
Und wieder einmal ist es erstaunlich, wie viel man in nur 24 Stunden erleben kann. Heute war grossartig, ein wenig gefaehrlich zwar, aber dennoch grossartig. Aber alles der Reihe nach:
Gestern Abend:
Ich gehe wie gesagt zur Happy Hour in ‘The Elephant’, die Hotelbar des altehrwuerdigen Hotel Le Royal, ein Gebaeude grossen Charmes, wo der Reiz der Kolonialzeit ein wenig ueberlebt hat. Schon am Portal werde ich freundlich gegruesst. Dienstboten verbeugen sich vor mir und falten in traditioneller kambodschanischer Begruessungsmanier die Haende. Das selbe Spiel am Hoteleinang. Man haelt mir die Tuer auf, heisst mich willkommen und weist mir den Weg zur Hotelbar. Dort ist alles so wie in den alten Filmen. Das Dekor, die Kellner… Man kommt sich vor wie in einer laenst vergangenen Zeit. Ein Klavierspieler spielt die alten Lieder, alles ist erfuellt von kolonialer, luxorioeser Atmosphaere. Die High Society von heute sitzt hier beisammen und geniesst den Abend. Die meisten hier muessen recht vermoegend sein, eine Uebernachtung im Le Royal kostet immerhin ueber $300, und das fuer die billigsten Zimmer. Da sitzen sie also, die Kapitalisten und Kolonialherren und –damen von heute und in der Mitte, gleich gegenueber dem Klavier, da sitze ich, lese meinen Henry David Thoreau, trinke meinen Long Island Icetea und lausche der Musik. Spiel’s noch einmal, Sam.
Danach war ich noch in einem kleinen Fischrestaurant direkt am Ufer des Tonle Sap und liess mir das Essen schmecken.
Heute:
Frueh am Morgen ging es mit dem ersten Bus nach Kampot, wo ich zu Mittag eintrauf. Zwischendurch hielten wir wieder bei einer Raststaette. Diese Orte haben auch etwas an sich. Ein kunterbuntes Treiben. Ich kaufte mir ein paar dieser in Bananenblaetter gewickelten suessen Reisgebaecke mit einer roetlichen Fruchtfuellung, die es hier ueberall gibt. Koestlich.
In Kampot fand ich rasch eine Herberge, billiger und komfortabler als in Phnom Penh. Da es erst frueher Nachmittag war, uerberlegte ich, ob ich mir noch ein Moto oder Tuktuk nach Kep nehmen sollte. Drei Slovenen brachten mich dann aber auf eine bessere und billigere Idee. Ich suchte mir keinen Fahrer, sondern lieh mir fuer $3 am Tag einfach selbst ein Motorrad aus um damit die Kueste entlang nach Kep zu brausen. So war es denn auch. Das Moto ist wichtiger Bestandteil des hiesigen Lebensrythmus. Wer nicht einmal selbst mit einem Moto durch die staubigen, schlagloecheruebersaeten Strassen dieses Landes gefahren ist, der versteht Kambodscha nicht. Schnell hatte ich mich an den ueblichen Verkehrsstil angepasst. Anstatt zu bremsen, hupt man hier einfach kraeftig und hofft, dass das Hindernis, was immer es sei (anderes Moto, Tuktuk, Huhn, Hund, Kuh), einfach verschwindet. Geschwindigkeitsbegrenzungen gibt es keine. Haette mir auch nicht viel genutzt, da mein Tacho sowieso kaputt war. Inmitten der Reisfelder und kleinen Waelder dueste ich also zu den Huegeln des kleinen Fischerdorfes Kep. Ich liess mir am Fischmarkt ein paar Kalmare schmecken und badete anschliessend im erfrischenden Wasser des Golfs von Thailand. Anschliessend wollte ich noch die Hoehlen von Phnom Chnork aufsuchen. Aufgrund einer lausigen Karte und der falschen Richtungsbeschreibung einer alten Frau, die wahrscheinlich ueberhaupt nicht verstanden hatte, was ich wollte, fuhr ich aber ziemlich lange in die falsche Richtung. Es machte aber dennoch Spass so durch die Landschaft zu fegen. Um nicht steckenzubleiben kaufte ich mir in einem der unzaehligen Verkaufsstaende am Strassenrand fuer einen Dollar noch eine Flasche Sprit und gelangte schliesslich an mein Ziel. Der Huegel von Phnom Chhnork bietet nicht nur von oben aus eine schoene Aussicht, sonder in seinem Inneren vor allem ein gewaltiges Labyrinth von finsteren Tropfsteinhoehlen, in die immer wieder von oben ein Schimmer Sonnenlicht dringt. Mein Guide fuehrte mich sicher durch das Labyrinth. A propos: Mein Guide, dem ich einen Dollar gab, war ein 13-jaehriger Junge, der sehr gut englisch sprach und mir erzaehlte, dass er den Grossteil seines verdienten Geldes spare, weil er, wenn er alt genug war, etwas ganz Bestimmtes vor hatte. Nicht nach Europa reisen, nicht ein tolles Auto kaufen – nein. Dieser Junge spart, um irgendwann einmal das zu tun, wozu er sich berufen fuelt: Er moechte Mathematik studieren.
Waehrend ich in den Hoehlen war, hatte man mir nicht, wie ich befuerchtet hatte, meinen Helm gestohlen. Aber – da bin ich mir sicher – irgendjemand hat mir einen Grossteil meines Sprits abgezapft. So was von gemein.
Eigentlich wollte ich zum Sonnenuntergang noch einmal nach Kep, wo die Aussicht am schoensten war. Auf der Fahrt dorthin hegte ich ploetzlich einen Verdacht, den ich gleich ueberpruefte. Leider bestaetigte er sich. Mein Motorad hatte kein funktionierendes Licht. Irgendwo musste ja schliesslich der Unterschied liegen zwischen denen um 3 und denen um 6 Dollar. Sofort machte ich kehrt und sah zu, dass ich im letzten Licht des Tages noch schnell zurueck nach Kampot kam. Die 20 km Kilometer dorthin im Dunkeln zurueckzulegen waere reiner Selbstmord. Ich raste also einem dramatischen Sonnenuntergang hinter den Huegel von Bokor entgegen nach Kampot und kam sicher dort an. Erleichtert gab ich mein Moto zurueck.
Und morgen, ja morgen wird es anstrengend. Ich begebe mich auf eine Wandertour durch den Bokor Nationalpark, drei Stunden Marsch bergauf durch denn immer nebligen Dschungel. Oben befindet sich eine alte franzoesische Festungsruine mit wunderbarer Aussicht auf das Meer. Dort soll es spuken… Es gibt auch Tiger in Bokor. Fuer Spannung ist gesorgt. Doch davon erzaehle ich morgen…
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Kampot II
August 14, 2009 at 2:20 pm
Und wieder geht ein langer anstrengender, doch schoener Tag zu Ende. Ich war wandern. Gemeinsam mit ca. zwanzig anderen Leuten aus aller Welt und zwei heimischen Guides machte ich mich frueh am Morgen auf, die nebeligen Huegel des Bokor Nationalparks zu erkunden. 3 Stunden lang ging es durch die schwuele Hitze Kambodschas bergauf. Mehrmals kreuzten wir jedoch ein sprudelndes Gewaesser, das uns Abkuehlung und Erholung brachte. Der Bokor Nationalpark ist ein kostbares Refugium fuer viele Tierarten. Erst neulich wieder hat eine Kamera in der Nacht einen Tiger fotografiert. Es ist schoen schmale Pfade entlang den Bergwald hinauf zu wandern. Exotik wohin man sieht. Und irgendwann nach drei Stunden – fast am Ende unserer Kraefte – gelangten wir zu einer Strasse. Hier ging es nun auf der Ladeflache eines Lasters weiter. Auf einer Flaeche, die acht Leuten bequem Platz boete, zwaengten wir uns ca. zu sechzehnt und hofften sehr, unser Guide wuerde scherzen, als er sagte, die Fahrt wuerde ca. 1 Stunde dauern. Er scherzte nicht. Dennoch war die Fahrt grossartig. Denn ploetzlich war der Nebel da. Gespenstisch und kuehlend zugleich nahmen uns die grauen Schwaden in sich auf, um dann ploetzlich wieder den Blick frei zu geben auf unberuehrten Regenwald und hinab zum Ozean. Schliesslich erreichten wir die hoechste Stelle des Bokor Plateaus. Hier stehen die Ruinen der Bokor Hill Station. Die Franzosen hatten hier zu Kolonialzeiten ein kleines Schloesschen, ein Post Office, ein Kasino und eine Kirche hingebaut. Heute ist alles verlassen und verrottet. Es war ein schaurig schoenes Gefuehl in der Ruine des weitlaeufigen Bokor Palace herumzuwandern und sich zu fragen wie dies alles wohl vor hundert Jahren ausgesehen haben mag. Hier war der Ballsaal. Einst tanzte man an dieser Stelle. Heute waechst hier Gras aus dem Boden. Die Natur erobert sich den Platz zurueck. Und immer verbirgt der Nebel die Aussicht und dringt durch Fenster und Tueren hinein in die Ruine. Der Rest des Tages war schnell vorbei. Wir fuhren zurueck zum Pfad und wanderten drei weitere Stunden lang wieder nach unten, zurueck nach Kampot.
Bokor National Park ist wirklich ein kostbarer Ort, besonders wegen dem Nebel. Leider wird sich all dies rasch aendern. Die Bauarbeiten haben bereits begonnen. Eine japanische Firma hat alles aufgekauft und moechte hier oben ein riesiges Luxushotel mit Golfplatz errichten. Das halbe Plateau wird verbaut. Bald wird es auch hier keine Tiger mehr geben. Das Kamboschanische Volk hat rein gar nichts davon. Traurig.
Morgen frueh werde ich Kampot verlassen. Auch hier habe ich alles gesehen, was ich sehen wollte. Es stellt sich heraus, das mein urspruenglicher Plan in einem Tag von hier nach Kratie zu kommen vielleicht zu weit gegriffen ist. Wahrscheinlich wird mir das nicht gelingen und ich muss noch eine weitere Nacht in Phnom Penh bleiben. Fix ist: Es geht nach Norden. Und schoen langsam beginne ich Abschied zu nehmen von Kambodscha. In zwei oder drei Tagen werde ich wahrscheinlich die Grenze nach Laos ueberqueren.
Ich weiss nicht, wann ich wieder die Moeglichkeit habe, mich per Internet zu melden. In Phnom Penh auf jeden Fall, aber da gibt es nicht viel zu erzaehlen, also lasse ich es bleiben. Morgen ist ein reiner Reisetag. Wie es in Suedlaos aussieht, weiss ich nicht. Der naechste sichere Ort fuer Internet ist erst Vientiane. Wenn ich mich die naechsten sechs bis sieben Tage also nicht melde, so ist dies kein Grund zur Beunruhigung.
Liebe Gruesse aus dem fernen Osten,
Klaus
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Kompong Cham
August 15, 2009 at 2:18 pm
Dieser Tag ist doch noch spannender geworden, als ich mir das vorgestellt habe. Ich konnte es zum Glueck vermeiden, noch eine Nacht in Phnom Penh zu verbringen (Was soll ich da? Da war ich schon.) Anstatt dessen habe ich heute Mittag, nachdem ich aus Kampot zurueck war, gleich noch einen Bus nach Kompong Cham erwischt. Hier hatte ich ein erstes Kennenlern-Meeting mit dem Mekong, dem breitesten, maechtigsten Fluss, den ich bisher in meinem Leben gesehen habe. Es beginngt nun der zweite Abschnitt meiner Reise und dieser ist bestimmt von eben jenem Fluss, dessen Verlauf ich von nun an mehr oder weniger folgen werde, zumindest bis nach Huay Xai an der Lao-Thai Grenze aber das liegt noch so fern… Kompong Cham ist ein ueberaus freundlicher Ort. Ich koennte einen Tag laenger hier bleiben. Allerdings moechte ich die wenigen Tage, die ich zuviel habe, lieber an einem Ort verbringen, der mich wirklich begeistert, vielleicht im Norden von Laos. Mal sehen… Hier in Kompong Cham fuehrt eine Bruecke ueber den Mekong, eine ziemlich gewaltige Bruecke, denn dieser Fluss ist verdammt breit. Ich habe mir hier am Nachmittag ein Fahrrad ausgeliehen und bin ein wenig durch die Gegend geradelt. Dabei besichtigte ich eine alte Tempelruine in dessen Mitte ein neuer ziemlich kitschiger Buddha Tempel gebaut wurde. Ich sah den Moenchen beim Beten zu und streifte durch das Gelaende. Dann ueberquerte ich mit dem Rad die Bruecke ueber den Mekong und kletterte auf wackeligen Stufen einen alten franzoesischen Leuchtturm empor, welcher eine schoene Aussicht bietet. Zu Abend ass ich in einem englsichen Pub – was es hier alles gibt…
Ich weiss nicht, ob ich morgen schon die Grenze nach Laos ueberqueren kann. Ich habe mein Busticket nach Stung Treng. Dort bin ich nur noch ca. 50 km von der Grenze entfernt. Es kommt darauf an, wann ich dort ankomme. Ist es schon spaet, so werde ich eben noch eine Nacht in Stung Treng einschieben. Ansonsten wage ich den Uebertritt in ein voellig anderes Land. Laos ist teilweise noch viel urspruenglicher als Kambodscha, noch viel abgeschiedener und abenteuerlicher. Als erstes erwartet mich dort etwas, worauf ich mich schon lange freue: Si Phan Don – das Land der vier tausend Inseln. Es ist dies eine Region, in der sich der Mekong so weit verbreitet, dass er tausenden kleinen Inseln Platz bietet. Auf manchen gibt es Doerfer, auf manchen Herbergen und auf einer davon – wahrscheinlich Don Det oder Don Khon werde ich drei oder vier Tage verweilen. Dort gibt’s Wasserfaelle, Delphine, kleine Doerfer und viel mehr. Ich hoffe morgen abends dort zu sein.
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Stung Treng
August 16, 2009 at 10:47 am
Auf meiner Reise nach Norden bin ich schliesslich in Stung Treng steckengeblieben. Zwar bin ich hier schon am fruehen Nachmittag angekommen und habe die Grenze nun zum Greifen nah (50 km), doch da ausser mir im Moment niemand dort hin will, bleibt mir nichts anderes uebrig als fuer die Nacht hierzubleiben. Dafuer gabs fuer morgen ein schoenes Angebot: Transport von hier zur Grenze und von der Grenze weiter nach Don Det – einer der Inseln von Si Phan Don fuer insgesamt $10. Die Uebernachtung hier in der verschlafenen Stadt von Stung Treng kostet mich $3. Das Zimmer ist auch dementsprechend: kein Spiegel, kein Waschbecken. Aber das geht. Ist vielleicht eine Einstimmung auf Lao Verhaeltnisse.
Stung Treng ist im Grunde Gateway zu der abgeschiedenen Nordostproving Ratanakiri. Ich habe leider keine Zeit dort hinzugehen, obwohl die Gegend sehr reizvoll waere: Indigene Staemme, Vulkankrater, Urwaelder…. Allerdings benoetigt man dafuer ca. 3 bis 4 Tage. Zu dieser Jahreszeit wahrscheinlich noch mehr, da die Strassen nun eher fluessig als fest sind.
Ich verbringe also gerade einen gemuetlichen Nachmittag in Stung Treng, surfe im Internet, lese Thoreau, lerne ein paar Brocken Lao, trinke Fruchtcocktails und lass es mir gut gehen.
Morgen frueh werde ich Kambodscha definitiv den Ruecken kehren. War schoen hier.
Gesundheitlich geht’s mir uebrigens nach wie vor hervorragend. Keine Probleme mit dem Essen. Vom Jetlag hab ich rein gar nichts gespuert. Sogar Sonnenbrand hab ich vermeiden koennen. Direkt unheimlich. Hoffentlich geht’s auch so weiter.
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Four Thousand Islands
August 18, 2009 at 12:06 pm
Hello,
Internet is very expensive over here on the island and they have electricity only for a couple of hours a day. So let me briefly tell you what I have done during the last two days. I crossed the border to Laos and got right away to the beautiful island of Don Det, where I got myself a little bungalow to stay. The Mekong gets several kilometers broad in Southern Laos and gives place to a lot of beautiful islands. I have been resting and reading in my hammock, hiking around the island, seeing old French bridges and railways, watching a storm in the distance, enjoying sunset, visiting some temples, swimming and – the best of all – riding down the Mekong in a kayak with some roaring waterfalls and dolphin watching on the way. It is really a great place to stay with many interesting people around. You could sum up the spirit of this island by saying that here the sixties are not over yet.
Tomorrow I will be heading to Pakse where I intend to stay for two nights and visit the Bolaven Plateau and the temples of Champasak. So I change my initial plan a bit. But it was part of the plan to change the plan.
Now I am going to enjoy sunset once more, have a few Beerlao and meet some people to discuss the meaning of life.
I wish you all a happy Sabaai Dii, or something like that.
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Bolaven Plateau
August 20, 2009 at 1:07 pm
Eben habe ich am Dach des noblen Pakse-Hotels ein Bier getrunken und dabei einen wunderbaren Sonnenuntergang hinter den Bergen von Champasak gesehen. Ein schoener Tag geht zu Ende. Frueh morgens ging es los. Wir fuhren mit einem Minivan nach Osten und erreichten das Plateau von Bolaven, wo wir als erstes eine Kaffeeplantage besichtigten. Dort wird Spitzenkaffee der Marke Arabica angebaut. Sicherlich waere der Anbau leichter, wenn nicht ueberall noch Minen aus den Kriegen herumliegen wuerden. Obwohl Laos imVietnamkrieg neutral war, ist es doch das am schwersten mit Minen verseuchte Land Suedostasiens. Vom Duft der Kaffeeplantage ging es dann weiter zum maechtigen Wasserfall von Tat Fan, der mit seinen 130m Hoehe der hoechste der Region ist. Zuerst blieb uns sein Anblick im Morgennebel verwehrt, doch nach und nach konnte man die beiden Stroeme erkennen. Als naechstes folgte der Wasserfall von Tat Yuang, nicht ganz so hoch, doch imposanter und maechtiger. Wir fuhren weiter nach Osten und kreuzten die Provinzen von Salavan und Sekong. Unser naechstes Ziel war ein Dorf der Katu, eines Mon-Khmer Stammes mit eigner Sprache und eigenen Sitten. Hier bekommt jeder Mensch schon sehr frueh einen Sarg, den er sein ganzes Leben in seiner Naehe hat bis er dann gebraucht wird. Nachdem wir das entlegene, urspruengliche Dorfleben lange genug betrachtet hatten, brachte uns unser freundlicher Guide zum OrtTat Lo. Dort assen wir zu Mittag und badeten im Fluss, in dem man sich ziemlich anstrengen musste um von der Stroemung nicht davon getrieben zu werden. Ein Highlight war das kleine Lao Maedchen, das scheinbar mit uns spielen wollte und uns, als wir den Flussverlassen wollten, lachend mit Matsch bewarf. Ubrigens: wir, das sind ich und zwei werdende britische Anwaelte, die ich auch morgen auf der Tour nach Wat Phu Champasak wiedersehen werde. Auf dem Rueckweg nach Pakse besuchten wir dann noch eine Weberei, die ebenfalls von einer ethnischen Minderheit betrieben wird. Es war ein schoener ereignisreicher Tag. Ich freue mich auf eine weitere erholsame Nacht in meinem Lankham Hotel in Pakse.
Morgen wird nicht weniger spannend. Ich werde das UNESCO Weltkulturerbe Wat Phu Champasak besuchen, einen alten Tempel aus der selben Kultur und der selben Zeit wie die Tempel von Angkor. Am Abend geht es dann mit dem Nachtbus in den Norden nach Vientiane. Man stelle sich nun aber nicht eine holprige Busfahrt auf lausigen Strassen vor. Ich reise in einem hochmodernen vollklimatisierten Bus mit Betten. Abfahrt acht Uhr Abends, Ankunft in Vientiane sechs Uhr morgens. Hat gerade mal 15 Euro gekostet (Ich rechne jetzt wieder in Euro, da der Wechselkurs 1:10000 etwas handlicher ist, als der Dollarkurs 1:8200 oder so, je nach Wechselstube.
Auf jeden Fall ist das Programm fuer dich naechsten Tage klar. Morgen Weltkulturerbe und dann auf in den Norden.
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Vientiane
August 22, 2009 at 10:41 am
Vientiane – an kaum einem anderen Ort dreht sich das Rad der Zeit so schnell wie hier. Altes weicht Neuem. Setz dich hin, trink ein Laobeer und sieh zu bei der stillen, friedlichen, doch rasanten Kulturrevolution dieser kleinen Hauptstadt von Laos. Moderne Werbetafeln neben kommunistischen Slogans. Marx neben Pepsi Cola, Lenin neben Buddha – die Gegensaetze sind ueberall. Wandelt man im Nationalmuseum durch einen Wald aus kommunismusverherrlichenden Ausstellungsstuecken, so hat draussen auf der Strasse laengst eine andere Zeit begonnen. Laos – das Cuba des Osten – hat seine Tore geoeffnet und der Wind des Wandels weht herein. Alles veraendert sich hier binnen weniger Jahre.
Nach einer recht ertraeglichen Fahrt im modernen Bettenbus, in welchem ich trotz dem endlosen SmallTalk der Australierinnen neben mir schlafen konnte, kam ich diesen Morgen in der 230 000 Einwohner zaehlenden Hauptstadt der demokratischen Volksrepublik Laos an. Ben und Steve, die zwei werdenen britischen Anwaelte, mit denen ich in Pakse zwei Tage umhergereist bin und die nun in Thailand weilen, haben mir ein recht gutes Guesthouse empfohlen, wo ich nun logiere. Ich habe den Tag gleich genuetzt um die wichtigsten Sehenswuerdigkeiten zu sehen. Nachdem ich das Mekong-Ufer entlangspaziert war und ein paar imposante Wats, sowie den Presidential Palace und die schwarze Stupa von That Dam gesehen hatte, lieh ich mir ein Fahrrad aus (dem leider allzu oft die Kette heraus sprang) und suchte die ein wenig entlegeneren Must-Sees auf. Ich kletterte auf den Patuxai und genoss die Aussicht (Man stelle sich den Arc de Triomphe in Paris vor und blase ihn zu einem Quadrat auf, sodass es insgesamt vier Torboegen gibt. Dazu gebe man die Moeglichkeit auf die Spitze hinauf zu klettern und fuehle alle Hohlraueme mit T-Shirt Shops.) Weiter ging es dann zum wichtigsten Denkmal von Laos, dem Pa That Luang, der grossen goldenen Stupa, wie man sie von den Bilder her kennt. Ich nahm mir lange Zeit um dieses altes, imposante Bauwerk zu erkunden und trank dann in einem Noodle-Shop gegewnueber ein Laobeer waehrend ich den Einheimischen beim Leben und Verkaufen von Waren zu sah. Interessante Eindruecke. Nun werde ich noch ein paar Wats besuchen und an den Riverfront Food Stalls vorbeischlendern. Vielleicht esse ich dort zu Abend und seh mir den Sonnenuntergang an. Am anderen Ufer ist Thailand. Heute abend moechte ich mir entweder eine traditionelle Tanzshow ansehen oder mit ein paar anderen Reisenden (manche Gesichter sieht man ja immer wieder) auf ein paar Laolao gehen.
Morgen werde ich den ca. 25km entfernten Buddhapark besuchen und ein wenig Zeit damit verbringen, dort die bizarren Skulpturen eines alten Gurus zu betrachten. Dann goenn ich mir vielleicht im Tempel von Sok Pa Luang eine Kraeutersauna mit anschliessender Massage – wird sehr empfohlen.
Mein naechstes Reiseziel ist Vang Vieng, das ich vor Luang Prabang noch einschiebe. Es geht also Richtung Norden, ins Herz von Laos.Vang Vieng ist ein Magnet fuer alle Rucksacktouristen. Es gibt dort schoene Baeche, Karsthuegel, viele Hoehlen, etc. Man muss aufpassen nicht dort haengen zu bleiben. Aber solang ich dort nichts esse und trinke, was das Attribut Happy hat (Happy Fruitshake, Happy Pizza), sollte es mir gelangen in zwei Tagen alles zu sehen und bei Sinnen wieder abzureisen.
Ich melde mich dann wieder ausVang Vieng.
Schoene Gruesse aus Laos,
Klaus
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Vientiane 2
August 23, 2009 at 2:06 pm
Let me tell you about another wonderful 24 hours in Vientiane, the capital of Laos. As I have said yesterday, I was looking for some traditional dance and music show which I could watch last night. Walking through the streets I soon found what I wanted and it was wonderful. Seated in a hall with a stage, that would be a nice theatre hall for us at home in Kufstein, I watched two hours of performance while enjoying a huge dinner of different kinds of Lao traditional food. There was just so much to eat… You could kill some people by forcing them to eat all the stuff I had on my table. And I was so good… the rice balls, the fish, the chili dish, the soup, the fruits… Fantastic.
And then came today. After a good and free breakfast at my hostel I soon found my local bus to Buddha Park. The ride was fun with all the locals including some chickens onboard. Finally, after driving by the Lao-Japanese friendship bridge, I arrived at the park. The sculptures there were very impressive. Compressed on quite a small area some hundreds of statues depicting Buddha and also some Hinduist motifs are displayed. Various sizes and styles. Some statues were just huge. You could climb some, enter others. The most impressive one was probably the huge reclining Buddha. I took a lot of pictures and I already now which music I am going to put in the background when I cut it all down to a little video. A very spiritual place.
In the afternoon I visited another great sight. The temple of Wat Pak So Luang is very quite and shady. You can see some monks praying there ore just resting in the shade of the temple or a tree. It is a nice place to relax and have a break. But the real attraction there is the herbal sauna and the massage. Very cheap and very very good! You can spend hours in the shade, just drinking herbal tea and cooling off, after having been in the hot, steamy sauna. When you feel like it, the friendly and very well English speaking people give you a massage, that just goes on for ever and really revitalizes your body. A great experience. Since I was the only falang (foreigner) there at the moment I was in the sauna, it was also a great opportunity just to listen to the sound of the Lao language in simple, unstressed conversation.
I had a nice walk back to the center and ate some seafood rice at the riverside while watching the sunset. Now I am going to have one or two drinks in one of the crowded riverside bars – where you meet many people you have met before – and then go to sleep.
Tomorrow I will take the first bus to Vang Vieng (the happy place)
Good bye and khawp jai lai lai Vientiane
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Vang Vieng I
August 25, 2009 at 2:29 pm
Lasst mich euch von einem Ort erzaehlen, fuer den mir die rechten Adjektive fehlen. Vang Vieng ist alles moegliche. Fuer manche ist es gewiss eine Art Paradies auf Erden, fuer andere ist es Beispiel fuer die Abgruende menschlicher Vergnuegungs- und Benebelungssucht. Vang Vieng ist immer wach und niemals nuechtern. Hier gelten keine Regeln, hier trampelt man ohne Bedenken ueber alle Tabus der lokalen Kultur. Hier wird gefeiert ohne Ruecksicht auf Verluste. Endlos laufen leere Fernsehserien simultan auf den Bildschirmen der Bars (Friends, etc.), endlos rinnt der Alkohol, froehlich raucht das Opium. Und all das inmitten einer der schoensten Gebirgslandschaften, die dieses Land zu bieten hat.
Ich kam gestern am fruehen Nachmittag hier an und suchte mir gleich ein nettes kleines Guesthouse ein wenig entfernt vom naechtlich-lauten Treiben des einstig harmonischen Fischerdorfes. Und dann ging ich Tubing. Tubing ist das, was hier jeder macht und auch jeder tun sollte, denn die Eindruecke sind einpraegsam. Man bekommt einen aufgeblasenen Gummireifen und wird damit ein Stueck weit den Fluss (nicht der Mekong, sondern ein kleiner Strom) hinauf gebracht. Und hier geht es los. Frueher muss es einmal so gewesen sein: Man laesst sich in seinem Reifen gemaechlich den ruhigen Strom hinuntertreiben und geniesst die Aussicht auf die bewaldeten Karsthuegel zu beiden Seiten des Gewaessers. Nach ca. zwei Stunden im Strom erreichte man wieder die festen Gestade von Vang Vieng. Heute sieht das ganze etwas anders aus. Nicht Baeume saeumen die Ufer, sondern Bars, eine nach der andern. Ueberall droehnt laut die Musik vergangener Sommer. Ueberall wird laut gerufen und geworben, man solle hier an Land kommen und sich volllaufen lassen. Denn – man staune beim Anblick der Getraenkekarte: hier kommt der Whisky nicht in Glaesern, sondern in Kuebeln (buckets). Ein Kuebel Whisky – zum Preis von ca. 5 Euro wird wohl von einigen hier bei jeder Bar im Lauf des Stromes konsumiert. Und in der Happy Hour gibt’s pro bucket einen weiteren Kuebel gratis. Das wirkt sich folgendermassen aus: Die Ufer sind uebersaeht von Alkoholleichen, die sich irgendwann wieder in den Strom stuerzen und spaet nachts in Vang Vieng ans Land gespuelt werden. Aber das waere ja noch harmlos: Ich trieb gerade an einer Bar vorbei. Die Kinder hielten Schilder hoch um mich ans Land zu locken. Als ich auf die Whisky Schilder nicht reagierte, kamen Schilder, die billig magic mushrooms und Opium anpriesen. An anderen Orten (oder auch einfach so im Restaurant im Dorf) bekommt man nebst der Speisekarte auch eine Spezialkarte mit “Happy und funny dishes and drinks”, auf der eine Auswahl von verschiedenen Gerichten mit verschiedenen Drogen angeboten wird. Einfach so. Total offensichtlicht und ohne Versteckspiel. Jeder bekommt einfach so die Spezialkarte. Aber zurueck zum Tubing: Gelegentlich dachte ich mir, wie schoen es doch waere, wenn all das Treiben verschwinden wuerde und ich diesen Fluss alleine, umrundet von der wunderbaren Landschaft, einfach so hinuntertreiben koennte. Zugegeben, die ropeswings (mir fehlt das deutsche Wort dazu) sind recht cool. Und irgendwie hat es auch etwas an sich, da im Fluss zu liegen und ploetzlich einen Song von Bob Marley zu hoeren, der vom angenehmen Leben singt. Doch bei der naechsten Bar folgen schon wieder dumpfere Klaenge.
Am Abend in der Stadt gab’s ein aehnliches Treiben. Waehrend manche eben erst an Land Gespuelte sich benommen zurechtzufinden suchten, gab es in den diversen Spelunken ringsum ein froehliches Feiern und Konsumieren. Dumpfe TV-Serien, Fussball, sehr viel Bier, Opium und andere Dinge, wohin man blickte. Und in der hintersten Ecke der finstersten Spelunke, da sass ich, las meinen Henry David Thorau, machte mir Notizen in meinem Reisetagebuch und studierte das seltsame Verhalten der Spezies Mensch. Auch all dies ist Teil von uns.
Vang Vieng ist so etwas wie die perfekte Manifestation eines exzessiven Hedonismus, wie er in der modernen Jugendkultur des Westens mehr und mehr Fuss zu fassen scheint. Unglaeubig starren die Dorfbewohner auf die Reste ihres Fischerdorfes. Vang Vieng ist entseelt, ist entleert vom Charme der Kultur von Laos. Hier findet man nichts von den echten Reizen dieses Landes. Hier ist das Paradies der Hedonisten und eine Hoelle fuer die Hochkultur.
Und doch, irgendwie gewinnt auch dieses wirre naechtliche Treiben eine Art merkwuerdigen Charme, wenn zu den unsterblichen Klaengen von Marley (dasselbe Lied zum vierten Mal am Tag) und anderen Musikgoetzen das ganze Dorf im Einklang zu vibrieren scheint. Buffallo Soldier
Viva Vang Vieng, ein furchtbarer, schoener und einfach unbeschreiblicher Ort!
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Vang Vieng II
August 25, 2009 at 2:51 pm
Ein zweiter Tag in Vang Vieng – und mehr koennte er sich kaum vom ersten Tag unterscheiden.
Ich lieh mir frueh morgens ein Fahrrad aus und fuhr nach Westen. Mein Ziel: die Hoehlen. Sie hatten Vang Vieng beruehmt gemacht. Die ersten Touristen waren wegen der Hoehlen, der Berge und der Gewaesser gekommen. Heute bekommen die meisten davon nichts mit. Man kommt wegen der endlosen Party und der Drogen. Ich -einer von wenigen – kam eher wegen der Hoehlen
Die erste Hoehle, die ich besichtigte, befindet sich ca. 6km westlich von Vang Vieng. Schon die Fahrt dorthin war wunderbar. Schroffe, bewaldete Felsen zu beiden Seiten, ein wenig wie zu Hause in Tirol, nur mit anderer Vegetation. Ich fuhr durch kleine Doerfer, Reisefelder und andere Orte. Schliesslich erreichte ich die Hoehle. Am Fusse des Berges, in dessen Inneres ich bald dringen wuerde, befand sich eine kleine Lagune mit klarem, frischen Wasser. Ich freute mich schon nach der Hoehlentour dort hinein zu springen. Man fragte mich, ob ich einen Guide haben wollte. Gewissermassen legte man es mir sehr nahe, das Abenteuer nicht ohne Guide zu wagen. Da ich an diesem Tag aber ein wenig risikofreudig war und darueber hinaus eine recht passable Taschenlampe gekauft hatte, machte ich mich alleine auf den Weg und ich bin sehr froh ueber diese Entscheidung. Die Hoehle war gewaltig. Riesige Kavernen, schmale Schaechte, keine Pfade, reines Klettern uerber Stalaktiten, Stalagmiten, Abruende und hohe Felsen. Es ging immer tiefer in den Berg hinein, bis ich schliesslich beim Abschalten der Lampe nichts als pure Finsternis um mich hatte. Kein Licht. Auch kein Wind und keine Stimmen. Ich war frueh am morgen aufgebrochen und war der einzige Mensch in dieser gewaltigen Hoehle. Ein wunderbares Erlebnis. Lange verharrte ich mit abgeschalteter Taschenlampe in purer Finsternis und versuchte irgendetwas im Dunkel zu erkennen. Ich hoerte nur das Tropfen von Wasser und gelegentlich ein paar Laute von Fledermaeusen und anderen Tieren. Manchmal auch Laute, die sich wie ein leises Kichern anhoerten. Jeder, der den Film “The Descent” gesehen hat, weiss welche Assoziationen hier geweckt werden koennen. Und manchmal – wenn aus dem Nichts ploetzlich ein Stalagmit in Form eines Gesichts, oder eines menschlichen Koerpers auftaucht – war es schon sehr unheimlich. Ich genoss es wie kaum eine andere Stunde der vergangenen Tage. Schliesslich bahnte ich mir meinen Weg durchs Hoehlenlabyrinth zurueck ans Licht. Als sich schliesslich meine Taschenlampe in eine tiefen Felsspalte verabschiedete (ich hatte ohnehin auch ein Reservelicht – bin doch nicht bloed), war ich schon soweit vorgedrungen, dass mir das Licht des Tages die letzten Meter hinaus in die oberirdische Welt leuchtete. Besonders schoen ist die letzte grosse Kammer, wo eine Buddhastatue auf einem Schrein durch das einfallende Licht beschienen wird. Die Umgebung erinnert ein wenig an Moria.
Die Dame an der kleinen Kasse war recht ueberrascht, dass ich volle zwei Stunden in der Hoehle verbracht hatte. Mit Guide dauert es nicht mal halb so lang. Umso froher war ich, es alleine gewagt zu haben. Eine fantastische Erinnerung. Gefaehrlich, ja das stimmt. Doch nirgendwo fuehlt man sich lebendiger als im Angesicht der Gefahr. Erleichtert wieder im Licht zu sein sprang ich in die kuehle Lagune.
Ich besichtigte an diesem Tag noch zahlreiche andere, eindrucksvolle Hoehlen, doch davon hier zu sprechen waere muessig. Ich radelte durch die wunderschoene Landschaft, ass bei einem Bauern mitten im Nirgendwo ein paar Nudeln, radelte weiter, besichtigte Hoehlen, schwamm in Lagunen… Das war dieser Tag. Ein sehr schoener Tag.
Und nun werde ich mich noch ein wenig durchs naechtliche Treiben von Vang Vieng plagen und dann zu Bett gehen. Morgen frueh habe ich einen Minibus nach Luang Prabang – UNESCO Weltkulturerbestadt – mitten im noerdlichen Herzen des Landes.
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Luang Prabang
August 26, 2009 at 2:20 pm
Luang Prabang – man muss diesen Ort einfach moegen. Die Landschaft, die Stadt, die Menschen, die Kultur, der Kaffee – alles beschaulich, harmonisch, authentisch und schoen.
Schon die Fahrt hierher war ein Erlebnis. Ich hatte gewusst, dass der Norden von Laos gebirgig ist, doch mit dieser schroffen, wilden Berglandschaft haette ich nicht gerechnet. Es ist wie in den Alpen. Unterschiede liegen vor allem darin, dass es keine Baumgrenze gibt. Dichte Vegetation reicht bis auf die Gipfel. Es gibt auch keine Nadelhoelzer, dafuer viel tropisches Gestruepp und Palmen. Sechs Stunden lang fuhren wir mit unserem Minivan eine schmale Gebirgsstrasse (die Hauptverkehrsverbindung nach Norden!) entlang, umrundeten steile Gipfel, blickten hinab auf tiefe Taeler und kaempften uns langsam nach Norden vor. Es war ein Fahrt durch eine der wohl schoensten Landschaften, die ich je gesehen habe. So unendlich gruen, so ueppig und weit.
Dann erreichten wir endlich die Stadt. Luang Prabang – UNESCO Weltkulturerbe – hat es geschafft sich seine Urspruenglichkeit zu bewahren. Hier sind die Traditionen erhalten geblieben. Begleitet vom Singsang der Moenche in den Tempeln bahnt man sich seinen Weg durch die bunten beschaulichen Strassen und erkundet so manche Sehenswuerdigkeit. Diese Stadt lebt noch. Doch die Zeit fliesst hier langsam, nicht wie in Vientiane oder Phnom Penh. Immerhin ist es nur eine kleine Stadt (25 000), doch mit grosser Vergangenheit. Zur Zeit des Sonnenuntergangs kletterte ich auf den Tempelberg und blickte von der Stupa am Gipfel hinab auf die Halbinsel an der Muendung von Nam Khan und Mekong, auf der die Stadt erbaut ist. Nun ist es dunkel, doch die Hauptstrasse ist hell erleuchtet von tausenden Lampions, die die bunten Zelte des allabendlichen Marktes beleuchten. Es gibt wohl kaum einen Markt dieser Welt, der so ruhig und beschaulich ist wie jener von Luang Prabang. Und es gibt wohl kaum Kaffee, der so gut ist, wie der aus dem Bolaven Plateau in Laos.
Morgen gehe auf eine gefuehrte Tour zu ein paar Wasserfaellen und einer Buddhahoehle im Norden.
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Luang Prabang II
August 27, 2009 at 2:36 pm
Frueh morgens in einem kleinen Boot ein Stueck weit den Mekong hinauffahren
dort ein paar Hoehlen direkt in der Felswand am Ufer mit viertausend Buddhas bestaunen
am Rueckweg in einem Flussdorf den lokalen Reiswein verkosten
am Nachmittag dann zum naechsten Wasserfall fahren
um dort im Bachbett zu schwimmen und von den Felsen zu springen
um spaeter dann von Luang Prabang wieder in die Arme genommen zu werden
am Abend dann noch beschaulich am Mekongufer speisen
und das beste Getraenk meines Lebens geniessen –
kann ein Tag denn schoener sein?
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Luang Prabang III
August 28, 2009 at 3:27 pm
Mn sollte laener hierblieben. Die Stadt ist einfach zu nett, die Menschen zu freundlich, das Essen zu gut. Allein wegen der Tamarind-Kokosnuss-Sauce muesste man mindestens einen Monat bleiben. Ich habe wirklich ernsthaft ueberlegt meinen Aufenthalt in Luang Prabang zu verlaengern. Immerhin bieten sie von hieraus auch tolle Trekking-Touren an. Dreitagestour – eine Uebernacht auf einer Sandbank im Mekong – zweite Uebernachtung bei einem Dorf der Hmong, viel Jungle-Trekking plus Elefantenritt und Kayakintermezzo – klingt doch recht attraktiv. Schliesslich habe ich mich doch entschlossen, das Trekking in Thailand (wahrscheinlich von Chiang Rai aus) zu machen. Ist wahrscheinlich etwas sicherer und billiger. Ausserdem kaeme der Norden Thailands auf meiner Reise sonst wirklich etwas zu kurz.
Heute war wieder ein wundervoller, reicher Tag in dieser entlegenen, kleinen, gruenen Stadt am Mekong namens Luang Prabang (und entlegen kann man ruhig sagen: ca. neun Stunden Fahrt auf einer schmalen Bergstrasse nach Vientiane im Sueden, ebenso weit nach Norden bis China, zwei Tagesreisen auf dem Mekong bis zur Grenze nach Thailand im Westen; und im Osten da ist sowieso lange ueberhaupt nichts und dann irgendwann einmal Vietnam)
Morgens bin ich nach einem guten Fruehstueck als erstes zum ehemaligen Koenigspalast. Einige Ausstellungsraeume waren leider gesperrt. Ich konnte also den Pha Bang nicht sehen. Falls die Geruechte wahr sein sollten, liegt das Original aber sowieso in irgendeinem Bunker in Moskau. Als naechstes hab ich mir ein Boot ans andere Mekong -Ufer gesucht, um dort ein paar verfallene Tempel zu besichtigen. Im Dorf Ban Xieng Maen traf ich eine Schar von Kindern, die bei meinem Anblick laut und herzhaft lachten. Sie hatten wahrscheinlich noch nie einen Menschen mit soviel Haaren im Gesicht gesehen. Ich wanderte die schmalen Uferpfade entlang und kletterte hinauf zum Huegeltempel Wat Chom Phet, welcher schoene Aussichten hinueber auf Luang Praban bot. Die Stadt ist wirklich so dicht mit Baeumen bepflanzt, das sie aus der Ferne fast mit einem Wald zu verwechseln ist. Bei Wat Long Khun traf ich schliesslich einen schweigsamen, aber freundlichen Moench, der mich mit einer Fackel durch das Hoehlenlabyrinth von Tham Xieng Maen fuehrte und mir dort alles zeigte. Als ich zurueck ans andere Ufer wollte, fand ich keinen ordentlichen Faehrmann. Schliesslich bot sich aber eine Schar Kinder an mich ans andere Ufer zu bringen. Nach dem Akt des Preisaushandelns fanden sich ein ca. sieben- und ein ca. fuenfjaehriger Junge, die mich mit ihrem Boot hinueber fahren wollten. Ganz wohl war mir nicht bei der Sache. Das Boot war leicht leck und man hatte staendig das Gefuehl zu kenntern. Dennoch schafften es die Jungs mich ueber den Hochwasser tragenden Mekong zu transportieren. Sie schienen selbst ganz erstaunt und brachen beim Erreichen des sicheren Uferst in Jubel aus.
Als ich mir zurueck in Luang Prabang eine Flasche Wasser kaufte, erlebte ich etwas Merkwuerdiges. Der kleine Shop, wo ich mir die Erfrischung erwarb, zeigte ueber den diversen Waren ein Bild einer seltsam vertrauten Landschaft. Ich fragte den leider sehr schlecht englisch sprechenden Shopbesitzer und er bestaetigte den Verdacht. “That is Austria”. Er ist nie dortgewesen, weiss nicht, wo auf der Welt sich dieses Land befindet, doch das Bild gefaellt ihm. Es zeigt eine Berghuette vor felsigem Gebirgshintergrund – wohl irgendwo in Tirol. Der Mann war recht angetan, als hoerte, das ich mit meiner Herkunft gewissermassen seinem Bild entsprungen war.
Und weiter ging meine Reise durch den Tag. Ich lieh mir ein Fahrrad aus und beschleunigte mein Hinfortkommen. Mein naechstes Ziel war der wunderschoene Wat Xieng Thong. Nach ein paar weiteren Wats goennte ich mir im Traditionslokal Tamarind ein koestliches Menu der lokalen Spezialitaeten und kostete die unwiderstehliche Tamarind-Kokosnusssauce. Nach dem Essen folgten noch weitere Wats, am schoensten wohl der Wat Pa Phon Phao, welcher etwas ausserhalb auf einem Huegel liegt und wunderschoene Aussichten bietet. Etwas spaeter, im Wat Manolom, hatte ich dann eine interessante Begegnung. Ich lernte Wai kennen, einen jungen Moench. Wir sprachen fast eineinhalb Stunden miteinander. Und wir sprachen ueber alles moegliche: das Universum, Religion und Wissenschaft, Buddha und Geisterglaube, Lao Schulbildung und davon wie wichtig es ist gutes Englisch zu koennen. Es war eine einpraegsame Begegnung. Der Mystiker und der Wissenschaftler. Der Moench und der Atheist. Osten und Westen. Wai hat vor drei Wochen sein Novizendasein beendet und ist richtiger Moench geworden. Und das will er sein Leben lang bleiben. In der Meditation findet er die Ruhe und die Kraft, die ihm am Leben haelt. Ein schoenes Gespraech. Leider konnte ich Wais Wunsch am Abend nochmal vorbeizuschauen um ihm beim Unterrichten einiger Kinder in Englisch zu helfen nicht nachkommen, da ich schon Karten fuer das Royal Theater hatte.
Nach einigen weiteren Wats mit schoenen sims und nagas, genoss ich schliesslich einen grossen Becher Lao Kaffee und danach die Show des Royal Theater. Wieder einmal sah ich tanzende Menschen mit Masken von Affe und Vogel. Ich muss doch einmal die Ramayana lesen, um die Handlung verstehen zu koennen. Und jetzt geh ich mir gleich noch einen guten Fruitshake holen.
Der Plan fuer die naechsten Tage ist der folgende:
Morgen frueh nehme ich das slow boat nach Pak Beng, um die erste Etappe bis zur Grenze nach Westen hinter mich zu bringen. Uebermorgen Abend hoffe ich in Chian Khong, Thailand oder zumindest an der Grenze in Huay Xai zu sein. Mit ziemlicher Sicherheit kann ich sagen: In den naechsten zwei Tagen werde ich keine Moeglichkeit haben mich zu melden. Mit etwas Glueck – falls sie mich aus Laos noch rauslassen – hoert ihr in drei Tagen wieder von mir und zwar aus Chiang Rai, Thailand. Dort werde ich dann auch meinen dreitaegigen Dschungeltrekk angehen.
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Mekong good bye
August 31, 2009 at 1:20 pm
Es hat etwas Mystisches, Magisches an sich, dieses Fluss hinauf zu fahren. Fast 300 Kilometer weit kaempfte sich unser Boot der Stroemung trotzend dem hochwasserfuehrenden Mekong entlang stromaufwaerts. Zuerst nach Westen, dann nach Norden. Zwei Tage lang. Es war faszinierend. Zwei wilde urspruengliche Ufer. Keine einzige Bruecke, nicht eine groessere Siedlung. Zwei Tage lang sah man nur vereinzelte, spaerliche Anzeichen von menschlicher Gegenwart: hin und wieder ein paar Strohhuetten, ein paar Fischerboote… Nicht mehr. Nur wunderschoene, gebirgige Dschungellandschaft, durch die sich der Mekong in vielen Windungen schlaengelt. Man starrt den Urwald an und fragt sich, wer uns wohl entgegenstarrt. Tiger, Baeren, andere Geschoepfe, Menschen…? Undurchdringliches, sattes Gruen… Wie ist es wohl hier zu leben, in einer dieser Strohhuetten, die sich uns hin und wieder zeigten? Und stetig ging die Reise weiter. Immer weiter stromaufwaerts… Jeder, der das weite Feld der Weltliteratur gut genug kennt, wird wissen an welches Buch man sich bei so einer Reise wieder und wieder erinnert fuehlt. Bestaendig fielen mir einzelne Passage daraus ein. Joseph Conrad’s “Herz der Finsternis” war mir praesenter als je zuvor. Doch auch Thoreau harmonierte gut mit dieser Reise. Doch da war noch etwas anderes: Unser Boot war eine Welt fuer sich, ein lautes, beschauliches Ungetuem, das seine Muehe hatte gegen die Stroemung anzukaempfen. Es waren viele Reisende darauf, Menschen aus Laos und aus andern Laendern. Und mit der Zeit lernte man sich kennen, mehr und mehr. Die Menschen oeffneten sich einander. Man hoert die Geschichten verschiedener Leben, tauscht sich aus, lernt sich kennen, die Einheimischen sowie die Touristen. Man hoert von Menschen aus dem Westen, die sich entschlossen haben, hier zu bleiben. Man hoert von Studenten aus Laos, die darum kaempfen muessen, die Bildung zu bekommen, die sie haben wollen. Man hoert traurige, sowie hoffnungsvolle Geschichte. Man hoert das Leben darin… Und wie sich das Schiff Meter fuer Meter den Mekong hoch kaempft, gelangt man immer weiter hinein in den Strudel der Schicksale und Wechselfaelle verschiedener Leben. Es war mir fast unheimlich. Und jeder der “Auf See” gelesen hat, weiss auch warum. Ich kam mir vor, wie in meinem eigenen Roman. Meine Mekongreise war eine Kombination aus Auf See und Herz der Finsternis. Und es war wunderschoen.
Doch nun ist es vorbei. Gestern abend aemderte sich ploetzlich das Aussehen des linken Ufers. Es gab ploetzlich Stromleitungen, gute Strassen und Haeuser, die aus mehr zu bestehen schienen, als pflanzlichen Bestandteilen. Ein anderes Land war uns erschienen. Wir hatten die Grenze nach Thailand erreicht. Die Nacht verbrachte ich noch am Lao Ufer. Heute morgen kreuzte ich die Grenze und bin nun in Thailand. Es ist ein kleiner Kulturschock. Man befindet sich ploetzlich wieder in einem zivilistierten Land, dessen Infrastruktur den Standards der westlichen Welt entspricht. Und man sieht Dinge denen man ein Monat lang entbehrte ohne sie wirklich zu vermissen. Nach einem guten Fruehstueck am Thai Ufer, nahm ich den ersten Bus nach Chiang Rai. Am Nachmittag sah ich mir die lokalen Sehenswuerdigkeiten an und versuchte ausserdem mir eine Trekking Tour zu organsieren. Es gibt hier sehr gute Touren zu den Huegel-Voelkern mit Elefantenritt und allem drum und dran. Doch leider ist dieser Ort in der Nebensaison so verlassen, dass ich allein die Tour begehen muesste. Der Preis waere dementsprechend hoch. Ich habe mich daher entschlossen gleich morgen nach Chiang Mai weiterzureisen. Auch dort werden gute Trekking Touren angeboten – viele Reisende haben mir davon erzaehlt. Ich hoffe von dort aus dann eine dreitaegige Tour zu den urspruenglichen Voelkern in den Huegeln unternehmen zu koennen. Dies ist das letzte grosse Highlight meiner Reise.
Mit dem Ueberquerung des Mekongs heute morgen nahm ich Abschied von diesem maechtigen Fluss, dem ich nun ein halbes Monat lang, seit dem fernen Kompong Cham in Kambodscha, gefolgt bin. Es endete somit der zweite Abschnitt meiner Reise, der dem Mekong gehoerte, und es begann der dritte und letzte Teil meiner Zeit im fernen Osten, dessen Hoehepunkt eine Dschungeltour sein soll, die mich drei Tage lang durch die Wildnis fuehrt.
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Chiang Mai
September 1, 2009 at 2:13 pm
Jetzt hab ich so einen schoenen Text geschrieben und der bloede Explorer hat ihn geloescht!
Kurz: Ich bin im schoenen Chiang Mai und geht jetzt drei Tage lang auf einen Dschungel Trekk. Man hoere fruehestens am Freitag wieder von mir. Auf in den Dschungel!
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Jungle Trekking
September 4, 2009 at 11:45 am
Ich bin gerade wieder in Chiang Mai angekommen und habe drei Tage Abenteuer hinter mir: Ausgedehnte Dschungelwanderung, wunderbare Landschaften, Huegelvoelker, Wasserfaelle, Gitarrenmusik und koestliches Essen. Es war ein Naturerlebnis, ein Kulturerlebnis und auch ein kulinarisches Erlebnis. Mit zwei freundlichen Guides brachen wir vor zwei Tagen auf (ich, zwei Deutsche, drei Belgier und Mike aus dem schoenen Chicago). Nachdem wir ein Stueck weit auf Elefanten geritten waren, ging es steil bergauf. Auf einer Huegelkuppe fand sich schliesslich ein Dorf der Lahu, wo uns eine Bambushuette Unterschlupf gewaehrte. Wir spielten mit ein paar Kindern Fussball und sahen uns das Dorf an, waehrend unsere Guides ein koestliches Mahl bereiteten. Bis spaet in die Nacht hinein sassen wir im Licht des Mondes auf der Bambusterasse und genossen die Aussicht ins Tal. Ein Mann aus dem Dorf, der ein Meister der Gitarre ist, erfreute uns mit vielen schoenen Lieder aus dem Westen und aus Thailand. Da sassen wir, mitten im Dschungel in einem kleinen Dorf, tauschten Erlebnisse aus und sangen Imagine oder Wind of Change. Schoen.
Am naechsten Morgen ging es abwaerts in ein anderes Tal, wo wir unter zwei verschiedenen Wasserfaellen Erfrischung suchten und am Abend schliesslich direkt am Bach ein paar Huetten erreichten. Wir machten ein grosses Feuer und erleuchteten die Nacht im engen Dschungeltal. Heute morgen erreichten wir nach kurzem Fussmarsch einen weiteren Bach, den wir zuerst in einem herkoemmlich Raftingboot, dann auf einem Bambusfloss hinunterfuhren.
Und nun bin ich zurueck in Chiang Mai, wo ich noch bis Sonntag frueh bleibe. Heute Abend steht ein Boxkampf auf dem Programm. Thai Boxen ist hier so etwas wie der Nationalsport und man sollte nicht missen sich in sicherer Ferne so einen Kampf anzusehen.
Und das mach ich morgen: http://www.treetopasia.com
Im Allgemeinen wuensche ich mir momentan mehr Zeit zu haben. Es gaebe hier noch so viel zu sehen und zu erleben. Pai zum Beispiel. Alle schwaermen sie von Pai. Zwei Tage mehr und ich wuerde mir ein Motorrad ausleihen und hinfahren. Andererseits muss es irgendwann enden. Die Welt ist gross und man kann nicht alles sehen. Der harte Ernst des Leben ruft… Noch eine Woche, dann ist auch diese Reise vorbei.
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Bye bye, Chiang Mai
September 5, 2009 at 11:51 am
Der Thai-Box-Kampf gestern abend war recht unterhaltsam. Fast alle Leute vom Trekking – sogar unsere zwei Guides – waren dabei. Wir haben stets gewettet, wer gewinnt. Oft lag ich falsch, manchmal auch richtig. Noch unterhaltsamer war das Billardspiel in der belgischen Bar danach. Spaet nachts bin ich dann entlang des Stadtgrabens nach Hause marschiert und nach kurzen Momenten des Schlafs gleich wieder auf zum naechsten Abenteuer. Drei Stunden lang bin ich in den Baumkronen des Dschungels auf Stahlseilen von einem Baum zum anderen geflogen. War recht spannend, doch fad im Vergleich zur Trekking Tour. Heute nachmittag war ich noch auf dem nahen Gebirgstempel von Doi Suthep. Schoene buddhistische Heiligstaette – wunderbare Aussicht auf Chiang Mai. Nach einer guten Mahlzeit werde ich dann heute Nacht noch den Abendbasar besuchen, der ein eindrucksvolles Erlebnis sein soll. Und morgen frueh geht es auf nach Sukhothai.
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Sukhothai
September 7, 2009 at 1:19 pm
Sukhothai ist wie Angkor – nur kleiner. Dies waere eine grobe Beschreibung der weitlaeufigen Ruinen der Hauptstadt des ersten Koenigreiches der Thai. Die Tempel, die Mauern, die Wassergraeben, die Abstaende zwischen den Tempeln – alles ist einfach ein wenig kleiner als in der grossen Hauptstadt der Khmer. Auch die Touristenhorden sind kleiner. Stuende einer der weniger wichtigen Tempel von Angkor in Sukhothai, er waere die Hauptatraktion. Natuerlich sind die Stile verschiedenen. Die Bauten von Sukhothai sind weniger imposant, dafuer vielleicht kunstfertiger als jene von Angkor. Die Stupas sind interessanter geformt, die Buddhastaturen irgendwie lebendiger. Und ueberall spuert man den Charme von Geschichte: Hier war es, da sich im zwoelften Jahrhundert zum ersten Mal das Volk der Thai zusammentat und versuchte sich gegen das Grossreich von Angkor im Osten zu behaupten. Eineinhalb Jahrhunderte lang war Sukhothai das Zentrum des spaeteren Reiches von Siam, solange bis Ayuthaya im Sueden zur Hauptstadt wurde und die Bedeutung von Sukhothai schwand. Geblieben sind viele Ruinen. Und es sind schoene Ruinen. Den ganzen Tag lang bin ich mit meinem Fahrrad auf dem Gelaende von einem Tempel zum naechsten gepilgert, habe wiedereinmal tausend verschiedene Buddhas gesehen und das Spiel von Sonne und Wolken, von Licht und Schatten auf den vielen spitzen Stupas bewundert. Ich bin auf Huegel geklettert und habe zu Fuessen grosser Statuen wunderbare Aussichten auf Zentralthailand genossen. Schoen waren auch die zahreichen Wassergraeben, worin die Seerosen wuchern.
Jetzt bin ich zurueck in der Neustadt, die nur in Spuren mit der verlorenen Pracht des Sukhothai von einst mithalten kann. Es wird fuer mich noch eine lange Nacht. Um mir mehr Zeit fuer Bangkok zu erkaufen, opfere ich einmal mehr ein wenig Schlaf und reise in der Dunkelheit. Ein Bus wird mich um Mitternacht nach Sueden bringen. Morgen frueh werde ich in Bangkok sein.
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Bangkok
September 8, 2009 at 12:27 pm
Gibt es denn Schoeneres als am fruehen Morgen am Busbahnhof einer chaotischen Millionenstadt anzukommen und sich fehlenden Hinweisschildern zum Trotz an den viel zu teuren Taxis vorbei zu den Stadtbussen durchzufragen, weiters herauszufinden welches der richtige Bus ist und noch dazu zu erraten, wo man wieder aussteigen soll? Oh ja, es gibt Schoeneres. Dennoch kann man mit sich recht zufrieden sein, wenn man all dem Chaos entkommt und schliesslich zur Belohnung ein Zimmer im Zentrum und eine schoene kalte Dusche bekommt. (Kalt ist hier besser als heiss, glaubt mir.)
Ich war also in Bangkok, dem vielzuschnell pochenden Herz Suedostasiens, Stadt der Engel, Stadt der Suende, Stadt der tausend guten Gruende, sie wieder zu verlassen, sobald man angekommen ist. Im Grunde war es doch ein sehr schoener Tag. Ich bin marschiert, durch die historisch bedeutenden Viertel, durch Chinatown und andere Orte. Kein Tuktuk, kein Taxi, kein Bus konnte mich zu fassen kriegen. Kann man eine Stadt denn besser erkunden als auf seinen eigenen Fuessen? Nur so sieht man auch die entlegerenen Orte, die Seitengassen und Nebenstrassen, wo nicht jeder Tourist sich hinverirrt. Ich habe viel gesehen. Ich habe Bangkok gesehen. Nicht alles – man brauechte ein Leben – aber genug. Ich sah den Edeilstein-Buddha auf seinem Thron inmitten Ko Ratanakosin’s, des Vatikans des Buddhismus Auf meiner Reise war ich schon an vielen Orten, in vielen Tempeln und Palaesten, wo es hiess: Hier stand einst der Edelsteinbuddha, bevor er dann wieder an einen anderen Ort kam. Nach einer bewegten Geschichte, nach Aufenthalten in Chiang Rai, Lampang, Chiang Mai, Luang Prabang und Vientiane kam jener kleine gruene Mann aus Jade schliesslich nach Bangkok, wo ich ihn heute in seiner Regentracht zu sehen bekam. Und ich sah den Koenigspalast, sah viele schoene Tempel, sah Wat Arun, Wat Pho, Wat Phra Kaew, Wat Ratchanatda, sah halb Bangkok von der goldenen Spitze des majestoesen Wat Saket, sah die Wolkenkratzer, Bruecken und Stupas der Ferne. Der heutige Tag zeigte mir den Nam Mae Chao Phraya, die unterirdischen Schaechte der Markthoelle von China Town (dort kann man wirklich alles kaufen) und viele Menschen vieler Laender. Und voellig unverhofft begegnete mir dann auch noch eine Bekannte der Heimat. Die Welt ist klein. Aber wenn man sich in Suedostasien schon ueber den Weg laufen will, wo sonst als in Bangkok und wo sonst als in der Thanon Khao San?
Bangkok – eine riesige Stadt. Nach laengerem Studieren, was fuer mich hier noch von Interesse sei, entschloss ich mich morgen und uebermorgen das Vernuenftigste zu tun, was man in Bangkok tun kann: die Stadt zu verlassen. Es gibt dort draussen auf dem Land ein paar Dinge, die mich weit mehr interessieren, als die Reize der Grossstadt. Morgen werde einen Tagesausflug nach Ayuthaya machen und am Donnerstag gelingt es mir vielleicht bis nach Kanchanaburi zu gelangen. Die Bruecke am Kwai koennte so das letzte Highlight meiner Reise werden.
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Die Bruecke am Kwai
September 9, 2009 at 12:53 pm
Es ist stets ein seltsames Erlebnisses an Orte zu reisen die Schauplaetze brutalen Kriegselends waren und heute so unschuldig und friedlich erscheinen. Eben so verhaelt es sich mit der Bruecke ueber den Fluss Kwai in Kanchanaburi. Eine gewoehnliche Bruecke, moechte man meinen. Doch wenn man die Geschichte kennt und obendrei den weltberuehmten Film gesehen hat und die Bilder einem wieder vor den Augen erscheinen, wenn man ploetzlich die Hundertschaften von Kriegsgefangenen vor Augen hat, die hier zwischen 1943 und 1944 zu Tode geschunden wurden, dann wird dieser Ort zu weit mehr als einer einfachen Bruecke. Die Allierten sprengten jenen Bau von damals, doch die Pfeiler und der westliche Brueckenkopf sind noch teilweise Originalbauten jener armen britischen, hollaendischen und amerikanischen Soldaten, die hier um ihr Leben schufteten. Grosse Teile der Eisenbahnlinie, die hier Thailand mit Burma verbinden sollte, wurden ebenfalls von den “prisoners of war” errichtet. Ganz Suedostasien gehoerte damals den Japanern. Und wie man langsam ueber die Bruecke schlendert, da sieht man wieder Alec Guiness vor sich, wie er allmaehlich Besessener der Bruecke wird und nichts anderes mehr im Kopf zu haben scheint als den einen absoluten Imperativ diese Bruecke zu bauen. Und man beginnt die alte Melodie der Filmmusik zu summen. Am einen Ende der Bruecke steht ein armer Fiedler. Er stimmt mit ein, spielt auf der Geige dieses eine Lied. Ich gebe ihm fuenf Baht. Er fragt, woher ich sei und beginnt nach meiner Antwort mehr schlecht als recht den Donauwalzer zu spielen.
Am Kriegsfriedhof von Kanchanaburi liegen ueber sechstausend Soldaten, Gefangene ohne Heimkehr, Opfer der Eisenbahn und des Wahns des Krieges. Ein Stueck weit fuhr ich im Zug den “Death Railway” entlang. Diese Schienen haben sehr viel Blut gekostet.
Jetzt bin ich zurueck in Bangkok. Morgen fahre ich nach Ayuthaya.
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Ayuthaya
September 10, 2009 at 3:29 pm
Die Ruinen von Ayuthaya sind beeindruckend. Faszinierend sind vor allem die Unterschiede zu jenen von Sukhothai. Das moderne Ayuthaya wurde um die Ruinen herum gebaut. Vergangenheit und Gegenwart stehen hier dicht beieinander. Dabei ist die Vergangenheit hier gar nicht so weit entfernt. Bis zum Schicksalsjahr von 1767 war dies hier noch die Hauptstadt des Koenigsreiches von Siam. Dann kam das Heer von Burma und zerstoerte die Stadt. Nicht einmal zweihundertfuenfzig Jahre ist es her, da erstrahlten diese Tempel noch in voller Pracht vor den Augen eines Reisenden. Wir rasch doch eine Stadt verfallen kann… Wuesste ich nichts von der Geschichte Thailands und stuende ich hier vor einer dieser Ruinen, man koennte mir erzaehlen, dass sie tausend Jahre alt ist und ich wuerde es glauben.
Ein Zug brachte mich am morgen von Bangkok nach Norden. Mit dem Fahrrad erkundete ich dann unter der drueckenden Hitze des Tages die wichtigsten Bauten von Ayuthaya. Auf dem goldenen Berg im Norden traf ich einen Schweizer aus dem Solothurn, durch welches ich vor drei Jahren gewandert bin. Er begleitete mich den Rest des Tages auf meiner Tour durch die Stadt. Wir sahen viele Steine, viele Tempel, viele Buddhas – mit und ohne Kopf. Die imposanten Bauten waren es auf jeden Fall wert auch diesem Ort einen Besuch abzustatten.
Eben kehre ich aus jenem kleinen veganischen Restaurant zurueck, wo ich auch gestern abend war. Man isst dort wunderbar. Und vor allem gibt es dort die beste Nachspeise, die ich je gekostet habe. Apple Crumbel with Coconut Cream Custard. Das war gestern einfach so gut, dass ich dasselbe heute nochmals ass.
Und morgen wird es also enden. Der Kreis schliesst sich und ich kehre zurueck an den Ort, wo meine Reise begann: Suvarnabhumi Airport in Bangkok. Ich freue mich schon auf den Flug. Zuvor werde ich mich allerdings noch ein letztes Mal in den Trubel und das Treiben Bangkoks stuerzen. Mit dem Skytrain moechte ich durch Downtown brausen und noch ein paar Tempel, Parks und Museen besuchen. Am Abend dann erwartet mich ein Flugzeug.
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Henry David Thoreau
September 10, 2009 at 4:27 pm
So wie im letzten Sommer Lord Byron mein staendiger Begleiter war und mit mir durch Jura, Rhonetal und Chartreuse wanderte, so hatte ich auch auf dieser Reise meinen stillen Kameraden, den ich mit jedem Tage besser kennen lernte. Und obwohl ich in den ersten Wochen dieser Reise kaum die Zeit zum Lesen fand – zu reich war die Umgebung, zu dicht der Reigen der Erlebnisse – so boten sich spaeter doch so manche stille Stunden an, um in die Welt – und die Waelder – meines Buches zu tauchen und eine andere Welt aufzusuchen. So war ich also nicht nur hier. Waehrend ich den Mekong hinauf fuhr oder still an der Kueste Kambodschas meinen Fruchtsaft trank, waehrend ich in Vang Vieng das Treiben der Getriebenen beobachtete oder auf den Inseln Si Phan Dons in meiner Haengematte lag, ich las und lernte einen Menschen kennen. Ich reiste mit ihm durch die Waelder von Maine, folgte im Winter den Spuren eines Fuches am zugefrorenen See nahe Concord, Massachusetts und lebte zwei Jahre lang in jener Huette am Waldrand, nah und fern von nirgendwo. Ich lernte ihn kennen, jenen Gelegenheitsquietisten und Hobbyanarchisten, jenen Freund aller Waelder und Feind der Konventionen. Er, der grosse Reisende, der nie aus Neuengland herausgekommen ist und trotzdem die ganze Welt zu kennen schien. Ich las die Schriften von Henry David Thoreau.
Er starb zu frueh um seinen Ruhm noch zu erleben. Heute zaehlt er zu den wichtigsten literarischen Grossen Neuenglands. Sein Platz im Olymp der amerikansichen Literatur, gleich neben Emerson, Melville, Withman und Poe ist ihm gewiss. Und die Nachwelt nahm auf ihn Bezug. Tolstoi holte sich wichtige Impulse. Und wer weiss, ohne Thoreaus politischer Schrift der “Civil Disobidience” waere das Leben Gandhis und das Schicksal Indiens vielleicht ein anderes gewesen. Denn Gandhi uebernahm sein Prinzip des friedlichen Protests von niemand anderem als Thoreau, dem Vordenker jeglicher Form zivilen Ungehorsams.
Philosophie und Dichtung sind in seinem Werk verwoben. Er verkoerpert vieles und doch ist seine Meinung klar. Man koennte ihn mit der Philosophie Rousseaus in Verbindung bringen, vielleicht auch mit den europaeischen Denkern der Lebensphilosophie vergleichen. Gewiss ist der Einfluss Emersons nicht unerheblich, der ihm Freund und Lehrmeister war. Dennoch ist Thoreau einzigartig. Seine entschlosse Abwendung von jeglicher festgefahrener Konvention, sein Streben nach Einfachkeit und Origninalitaet, seine fast religioese Verehrung der Natur und des Lebens, sein stiller Protest und sein ewiges Junggesellentum – es lohnt sich seinen Gedanken zu folgen. Und wie immer machte es mir Spass meine eigene Weltanschauung mit jener der Autoren meiner Lektuere zu vergleichen, Parallelen herauszuarbeiten und Unterschiede klar zu legen. Zu Thoreau sage ich oft einfach nur Ja. Er haette sich auch mit Byron gut verstanden, den er – denke ich – nicht kannte. Er kannte und zitierte viele Werke, die ihm wohl sehr wichtig waren. Oft erkannte ich in seinen Schriften so manche Stelle aus dem Lun Yu des Konfuzius wieder. Oft zitierte er auch die Veden, Vergil oder einfach nur Homer. In der Bibel fand er weniger, das in den Rahmen seiner Schriften passte. Thoreau ist kein Erzaehler, der Geschichten und Charaktere er’findet”. Alles, was er schrieb, ist ein Bericht. Ein Bericht seines Lebens, seiner Reisen und vor allem seiner Zeit am Waldon-See, wo er zwei Jahre lang mit der Einsamkeit experimentierte und vom Land alleine lebte. Thoreau hat nicht nur von alternativen Lebenswegen geschrieben und philosphiert. Er hat sie ausprobiert. Und er ist ein Meister der Beobachtung, besonders der Naturbeobachtung. Das Spiel der Jahreszeiten, der Zauber eines zugefrorenen Sees, die Waerme des Feuers, die Stimmen im Wind und die Lieder im Regen – keine hat dies je besser beschrieben als Thoreau. Man lobe aber auch seinen feinen Sarkasmus und versteckten Spott fuer die Gesellschaft der Mainstream Kultur.
Jetzt bin ich mit ihm fertig, habe mein Buechlein “Waldon and other writings” von vorne bis hinten gelesen und auf vielen Seiten viele Saetze mit Kugelschreiberstrichen dicht versehen um sie bei Bedarf wieder zu finden. Nur ein grosser Autor von vielen. Nur eine weise Stimme aus der Vergangenheit mehr. Und doch koennen solche leisen Stimmen auch in der Welt von heute noch so viel bewegen.
Why should we be in such desperate haste to succeed and in such desperate enterprises? If a man does not keep pace with his companions, perhaps it is because he hears a different drummer. Let him step to the music which he hears, however measured or far away. Only that day dawns to which we are awake. There is more day to dawn. The sun is but a morning star.
Mir stellt sich vor allem eine Frage: So wie Thoreau von der Natur spricht, von seinen Pflanzen, Tieren und zugefrorenen Seen, wie er all dem mit Worten Leben einhaucht, wie er damit den Phaenomenen des Lebens die Macht gibt im Geiste des Menschen Emotionen zu wecken, kann man dies denn nicht auch mit den Sternen tun, – mit schwarzen Loechern und Neutronensternen, mit Quarks, Neutrinos und Bosonen? Kann man nicht auch von diesen Dingen in Worten sprechen, die poetisch sind? Und so vielleicht mehr Licht ins Dunkel bringen, als mit reiner Mathematik, mehr Menschen sehen lassen, was in ihrem Wellenlaengenbereich ansonsten noch verborgen bleibt? Vielleicht. Man braeuchte einen Thoreau der Naturwissenschaften.
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Bilanz
September 11, 2009 at 9:28 am
Die Zeit, sie verfliesst langsam, doch gewiss. Noch weile ich im Herzen Bangkoks. Ich habe die letzten Stunden genutzt um verschiedenen Orten der Stadt noch einen Besuch abzustatten, mit Taxi, Metro, Skytrain und vor allem auf meinen eigenen Fuessen. Spannende Lektuere begleitete mich und in so manchen Parks und Tempeln sass ich lange und las das ein oder andere Kapitel vom Leben des Christopher McCandless. So verbrachte ich also den letzten Tag meiner Reise. Das ist nun auch vorbei. Es bleiben nur Minuten bevor ich mich zum Flughafen aufmache. Ich nuetze die Zeit um nun Bilanz zu ziehen und festzustellen, was ich ueber diese Reise im Nachhinein so sagen kann. Eines ist klar. Es war dies mit Abstand die interessanteste, spannendste und exotischste Reise meines bisherigen Lebens. So viele Kontraste, so viele Erinnerungen, so viel Natur, Kultur, Geschichte und Leben. Und alles verlief so zwanglos und einfach. Ich habe mich ueberall zurecht gefunden. Es gab keine groesseren Aergernisse, keinen Diebstahl, keine Krankheit – nichts. Ich bringe wunderbare Filmaufnahmen mit nach Haus, die ich beizeiten bearbeiten werde. Ich bringe noch viel mehr Erinnerungen mit. Und ich denke zurueck, wie alles begann, denke an den Anfang, an den ersten Tag und dann an alle andern Tage. Welch Reichtum der Erlebnisse, welch unvergessliche Eindruecke: Die weiten Ebenen von Kambodscha, das Lachen der Kinder am Ufer, die gewaltigen Bauten von Angkor, die kleinen Fischerdoerfer, die verklungen Schreie von Tuol Sleng, der Wind im Gesicht als ich mit dem Motorad die Kueste entlang brauste, der Nebel von Bokor, der dichte Dschungel, der maechtige Mekong, den ich mit dem Kayak bezwang, der Anblick eines Gewitters in der Ferne im Sueden von Laos, die Welt der viertausend Inseln, die Wasserfaelle am Plateau von Bolaven, die wunderbare Massage der Lao, der koestliche Kaffee, die Skulpturen im Buddha Park, die Hoehlen von Vang Vieng, die Tamarind-Kokosnuss-Sauce, die Berge von Laos, der traditionelle Tany der Ramayana, Luang Prabang, die schoenste Stadt auf meiner Reise, die Wildheit der Ufer des Mekongs im Norden, die Doerfer der Lahu in den Bergen von Thailand, die Nacht auf dem Gipfel mit alten Liedern, das Chaos von Bangkok, hunderte Tempel, hunderttausend Buddhas und noch so viel mehr. Unvergessen. Und im Geiste bin ich ueberall noch einmal und an allen Orten gleichzeitig. Niemand kann mir diese Erinnerungen stehlen. Ich nehme sie mit und behalte sie bis zum Ende. Diese Reise ist gelungen. Diese Reise hat mir viel gegeben. Und ich kehre heim mit vielen Ideen, mit neuer Kraft und Inspiration fuer ein wildes, reiches, buntes Jahr.